Eine Woche nach dem Speed-Auftakt in Lake Louise ist die von Bernhard Russi erbaute und später zu Hermann Maiers "Wohnzimmer" avancierte, weltberühmte "Raubvogelpiste" Schauplatz des ersten richtigen Showdowns der besten Abfahrer der Welt. Wie es aussieht, wird es zu einem Gigantenduell zwischen Michael Walchhofer und dem Schweizer Didier Cuche. Walchhofer ist Abfahrts-Weltcupsieger und hat auf der Raubvogelpiste 2007 schon gewonnen. Cuche hat zwei Saisonsiege in zwei Disziplinen in der Tasche und war im einzigen Training zur Rennzeit der einzige Fahrer, der mit dem Österreicher mithalten konnte. "So ein Zweikampf wäre schön. Vor allem wenn er für mich ausgeht", scherzte Walchhofer, machte aber gleichzeitig klar, dass er trotz seiner Überlegenheit im Training am Samstag noch ein Schäuflein zulegen muss. "Aber ich habe noch Reserven fürs Rennen", hielt der Salzburger fest.

Maier hat Beaver Creek mit seinen acht Siegen seit 1997 inklusive WM-Doppelgold das Geschehen auf der "Birds of Prey" dominiert, ist nun aber erstmals seit seiner Verletzungspause nicht mehr dabei. Walchhofer ist damit derzeit Österreichs Alleinunterhalter im Speedsektor, und Cheftrainer Toni Giger ist heilfroh, dass der Altenmarkter trotz seiner bereits 34 Jahre immer noch dabei ist. "So einen in der Mannschaft zu haben, ist ganz wichtig. Der Walchi kann jede Abfahrt der Welt gewinnen. Von mir aus kann er noch fünf Jahre fahren", hofft Giger. Walchhofer selbst stuft sich derzeit sogar ähnlich stark ein wie zu seinem persönlichen Karriere-Hoch Anfang 2005. "Ich bin sicher ein anderer Typ als damals, aber fahrerisch bin ich mindestens wieder dort. Nur die Rennsicherheit fehlt noch ein bisschen", gab sich der Salzburger selbstbewusst. "Ich kann mich gut auf mich selbst konzentrieren, das ist mein Erfolgsrezept."

Backup-System entwickelt

Nicht passieren darf natürlich so ein Schnallenbruch am Skischuh wie in Lake Louise. "Aber erstens kommt so etwas null bis maximal zweimal in einer Karriere vor, und zweitens hat mein Servicemann Andi Dudek nun ein Backup-System für solche Fälle entwickelt", gab sich Walchhofer auch diesbezüglich gelassen. "Cuche wird der heißeste Mitfavorit sein", ist Walchhofer überzeugt. Mit Klaus Kröll ist der zweitbeste ÖSV-Abfahrer noch nicht in Topform ("Das Timing wird besser, aber ich suche noch"), dahinter sieht es in Österreichs Speed-Team, das derzeit auch auf den verletzten Cheftrainer Andreas Evers verzichten muss, nicht so berauschend aus. Mario Scheiber, Hans Grugger und Andreas Buder sind gerade erst von Verletzungen zurückgekehrt, der Rest sind Junge. "Die Verletzten müssen kleine Schritte machen, bei ihnen wird es dauern, bis sie wieder annähernd dort sind, wo sie waren", ist Giger bewusst.

Zu einem soliden Abfahrer hat sich Romed Baumann entwickelt, obwohl der Tiroler eigentlich Allrounder ist. Baumann kämpfte bei Temperaturen von unter 20 Grad minus aber mehr mit seinem Asthma als mit der Strecke und war am Tag davor auch noch Mitfavorit in der Superkombination. Gerade in Beaver Creek muss man aber stets auch andere und technisch starke Läufer auf der Rechnung haben. Aksel Lund Svindal ist Titelverteidiger und traut sich trotz Beinverletzung "alles zu". "Ich habe gemischte Gefühle, aber die Positiven überwiegen", erklärte der Norweger in Erinnerung an seinen fast fatalen Crash hier vor vor zwei Jahren.

Die große Unbekannte ist einmal mehr Bode Miller. Mit Heimvorteil hat Miller in Beaver Creek schon zweimal die Abfahrt gewonnen. Als US-Landsmann Daron Rahlves hier mit 1:39,59 Min. seinen wohl nie wieder zu erreichenden Streckenrekord erzielte, war Miller Zweiter geworden. Auf der für die WM 1999 aus dem Wald geschlägerten Piste wurde heuer eine noch drehendere Linienführung als bisher gewählt, weil der reine Kunstschneeteppich vom Golden Eagle so perfekt ist, dass es für die Fahrer sonst zu heftig zur Sache gehen würde. Vor und nach Rahlves ist niemand mehr unter 1:40 Minuten geblieben. Walchhofer: "Die Kurssetzung ist vernünftig. Wenn es gerader gesetzt wäre, könnte man nicht hundert Prozent fahren, sondern müsste bremsen, so kann man voll attackieren!"