Mit Platz zwei im Weltcup-Auftakt-Riesentorlauf am Samstag auf dem Söldener Gletscher ist der 23-jährigen Niederösterreicherin aber ein hervorragender Saisonstart gelungen. Nach dem Saison-Aus von Nicole Hosp (Kreuzbandriss) muss sie auch im Olympia-Winter in die Rolle der Teamleaderin schlüpfen. Zettel im Interview.

Eine hundertstel Sekunde hat verhindert, dass Sie Ihren Sölden-Sieg vom Vorjahr verteidigen....
KATHRIN ZETTEL: ... aber es überwiegt auf jeden Fall die Freude über den zweiten Platz. Das Hundertstel, klar, hat einen leicht bitteren Beigeschmack, aber das ist mir heute so egal. Ich habe mir das nicht erträumt, dass ich schon wieder so weit vorne mit dabei sein kann. Ich stehe ja erst seit Anfang September wieder auf den Skiern. Es ist eine große Freude und eine Erleichterung, dass das Knie den Belastungen standhält. Ich hoffe, dass das den ganzen Winter so bleibt."

Wie viele Schmerzen hatten Sie beim Fahren?
ZETTEL: "Es hat sich in Grenzen gehalten. Ich glaube, da herunter tut vielleicht sogar ein gesundes Knie weh, weil es so unruhig und ruppig war. Da nimmt man Schläge auf, die man nicht sieht. Aber wir machen immer Therapien, und das Knie beruhigt sich sehr schnell. So sollte das passen bis ins Frühjahr. Ich muss einfach meine Pausen einhalten, speziell wenn es gereizt ist, dass es sich wieder gut erholt, und dann darf ich erst wieder eines draufsetzen. Die Entzündung ist noch nicht ganz heraußen, das Sehnengewebe ist ganz, ganz schlecht durchblutet. Das dauert um vieles länger als eine Muskulatur, da muss man sehr geduldig bleiben."

Was können Sie in den Pausen machen?
ZETTEL: "Also es sind auf jeden Fall Schneepausen, dann wird viel physiotherapeutisch gemacht. Ich versuche, nebenbei wirklich noch Konditionstraining zu machen, soweit es möglich ist, denn ausdauermäßig ist im Herbst nur noch sehr, sehr wenig gegangen. Ich habe da gegenüber den anderen doch viel Zeit verloren. Aber das ist nicht alles, das man haben muss als Rennläufer. Da ist anderes auch wichtig, das ich Gott sei Dank habe."

Inwieweit steigert der heutige Erfolg Ihre Wünsche und Ziele für die Saison?
ZETTEL: "In dem Sinn ändert sich für mich nichts. Meine Ziele sind von Haus aus schon hoch. Bei Olympia wünsche ich mir eine Medaille. Am schönsten wäre in Gold. Slalom ist ein ganz wichtiger Faktor heuer für mich - wieder zurück zu meiner alten Form, die schon ein paar Jahre her ist. Auf dem Weg bin ich. Im Slalom wird das Knie mehr strapaziert, da ist es von Belastung und Winkel auf das Knie her am extremsten. Da müssen wir gut haushalten mit den Pausen."

Der Gesamtweltcup ist kein Thema?
ZETTEL: "Auf den Gesamtweltcup lege ich kein Hauptaugenmerk. Die letzte war eine Traumsaison, ich war fleißig am Punktehamstern. Das kann heuer sicher auch möglich sein, aber da müsste ich in den schnellen Disziplinen stärker sein, um da wirklich mithalten zu können."

Wie haben Sie den Sturz von Nicole Hosp mitbekommen?
ZETTEL: "Wir haben das live im Fernsehen miterlebt, es waren bittere paar Sekunden. Wir haben leider gleich mitbekommen, dass sie was hat und möglicherweise sogar mehr hat. Das hat uns alle ein bisserl die gute Stimmung geraubt, wir sind alle in Gedanken bei ihr und wünschen ihr das Beste."

Wie schnell konnten Sie das wieder aus den Gedanken verbannen?
ZETTEL: "Man muss es versuchen, es ist jeder sein eigener Chef da herunter. Es fährt jeder sein eigenes Rennen. Da zählt dann im Endeffekt nur das Ergebnis. Ob es gut ist oder schlecht. Man muss halt da den Kopf ausschalten und sich runterhauen."

Im Vorjahr hatten Sie nach den Ausfällen von Marlies Schild und Nicole Hosp die Rolle als Teamleaderin übernehmen müssen. Wie es aussieht, werden Sie das heuer auch sein.
ZETTEL: "Ja, leider. Es ist irrsinnig bitter, es tut mir auch sehr, sehr leid für die Niki, dass das wieder einmal so angefangen hat für sie. Es tut einem richtig weh. Man kann sich da gut reinfühlen. Ich habe auch mittlerweile schon zwei nicht so geringe Verletzungen hinter mir. Es ist eine zähe Zeit, aber die Niki ist eine Kämpferin, die wird das wieder schaffen."