Live-Einstiege ins laufende TV-Programm setzt der ORF kurzfristig eigentlich nur bei Ereignissen von internationaler oder zumindest staatstragender Bedeutung an. Also wie bei Hermann Maiers Rücktritt, live aus der Hofburg (von wo sonst).

Maier gesteht man das zu, den imperialen Rahmen, den überlebensgroßen Auftritt. Er war nicht nur sportlich eine Ausnahme, er war auch medial ein Hauseck größer als die Konkurrenz. Was unschwer zu deuten ist: Wo andere Sportler eingeübte Sätzlein absondern, ließ er rustikalen Schmäh rennen, legte sich mit Kollegen, Journalisten, Veranstaltern, dem Verband an und lebte sein Alles-oder-nichts-Prinzip nicht nur in spektakulären Unfällen vor. Im Schizirkus war er der knorrige Charakterdarsteller unter lauter adretten Dressurakten, ein bisschen artfremd, aber umso faszinierender. "Schifahren war meine Hingabe", sagte er zum Abschied. Das war ihm mehr als allen anderen anzusehen. Und vielleicht ist das Ende ja ein Anfang: Keine drei Stunden nach der Pressekonferenz hieß ihn Sportmoderator Rainer Pariasek in "Österreich heute" "im ORF jederzeit herzlich willkommen". Gut möglich, dass das Medienphänomen Maier als Kommentator wiederkehrt.