Peter Schröcksnadel geht auch mit den Behindertensportlern, die schon seit Jahrzehnten im österreichischen Schiverband integriert sind, neue Wege. Der ÖSV-Präsident hat zur Vorbereitung auf die Paralympics erstmals auch gehandicapte Sportler gemeinsam mit den ÖSV-Speed-Damen nach Chile geschickt. Im Interview mit der APA - Austria Presse Agentur äußert sich der Langzeit-Funktionär zur Gleichbehandlung dieser Sportler ebenso wie u.a. zur Olympia-Quartierfrage.

Schröcksnadel hält sich nach den Erfahrungen von Turin nun ganz aus der Unterkunftssuche für Vancouver/Whistler heraus, die Quartierfrage für die Spiele vom 12. bis 28. Februar 2010 ist noch nicht geklärt. Weiters spricht der ÖSV-Präsident über die erste Hallen-Slalom-EM des Europäischen Verbandes am 7./8. November in Amneville (FRA) und die seiner Meinung nach nicht sinnvolle Einführung der neuen Schisprung-Regeln.

Sie haben erstmals Behindertensportler mit den Speed-Damen zur Saisonvorbereitung nach Chile geschickt. Haben Sie für die Paralympics in Kanada denn auch gestiegene Forderungen?
PETER SCHRÖCKSNADEL: Sie hatten gute Trainingsbedingungen, haben mit der schnellen Truppe der Damen mittrainiert. Sie sind gut vorbereitet, da fordere ich natürlich auch eine Leistung. Da kann man nicht weinerlich sein, das ist unnötig. Die sind genauso Menschen wie wir, die Leistungen bringen, die teilweise besser sind als andere, weil sie viel schwierigere Voraussetzungen haben.

Durch die Zusammenlegung der verschiedenen Klassen in nur noch drei Kategorien ist die Konkurrenz freilich härter geworden.
SCHRÖCKSNADEL: Das bedeutet natürlich, dass Medaillen viel schwieriger zu machen sind. Ich finde das auch gut, weil früher hat man gesagt, das ist eh nichts wert, weil da vielleicht drei, vier (Athleten-Anm.) in einer Klasse mitgefahren sind. Wenn jetzt 40 oder 50 in einer Klasse mitfahren, dann hat die Medaille auch den selben Stellenwert, den sie in allen Disziplinen hat. Drum finde ich das gut, auch wenn es in der einen oder anderen Sparte von der Abstimmung her noch nicht optimal ist.

Wenige Wochen vor den Paralympics beginnen die Olympischen Spiele. Sie wollten in der Quartier-Frage vermitteln, gibt es da schon eine Lösung?
SCHRÖCKSNADEL: Seit Italien habe ich mich geweigert, überhaupt etwas mit dem Quartier zu tun zu haben. Ich habe schon in Italien nichts damit zu tun gehabt. In Vancouver, das ist meine zweite Heimat, da hätte ich sehr gute Möglichkeiten gehabt. In Anbetracht der Vorfälle habe ich gesagt, das sollen sie sich selbst suchen. Ich will mich da nicht einmischen. Es steht noch gar nichts fest.

Als Präsident des neuen Europa-Schiverbands planen sie im November in Frankreich auch eine Hallen-Europameisterschaft?
SCHRÖCKSNADEL: Es wird eine Europameisterschaft in der Halle, das ist die erste. Es fahren sicher die vier Nationen mit, die den Verband gegründet haben, also Österreich, die Schweiz, Frankreich und Italien, die sind die stärksten.

Hat man da dann nicht das Problem, dass es vielleicht nicht so viele Starter gibt?
SCHRÖCKSNADEL: Nein, nein. Da gibt es einen völlig neuen K.o.-Modus. Das geht von 32 runter auf 16 und 8 - wie beim Tennis. Das wird technisch anspruchsvoll, es wird an die 40 Tore geben.

Soll dies auch die Basis legen für eine spätere Hallen-Weltmeisterschaft?
SCHRÖCKSNADEL: Nein, das glaube ich nicht. Das ist Europa. Was die FIS tut, ist eine andere Geschichte. Und wir wollen halt in Europa den Schisport ein bisserl ankurbeln, weil wir haben keine Lobby in der EU. Das fangt an beim Pistenbau, wo man die Prügel vor die Füße bekommt, bis hin zum Nachwuchs.

Könnten Hallen-Titelkämpfe wegen ihrer Wetterunabhängigkeit besser vermarktbar sein?
SCHRÖCKSNADEL: Es ist die Sicherheit da, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt auch der Start erfolgt. Das geht aber nur im Slalom. Das ist jetzt einmal ein Start, dann werden wir schauen, wo wir landen.

Die Wetterabhängigkeit soll im Skispringen jetzt mit neuen Regeln und einer mathematischen Formel bekämpft werden. Was halten Sie davon?
SCHRÖCKSNADEL: Innauer, glaube ich, befürwortet das auch. Es wird ja heuer ein Test gemacht, das ist immer okay. Ich halte es aber nicht für den richtigen Ansatz, weil der Sport dann zu wehleidig wird. Dann können die Abfahrer sagen, ich habe am Start oben zwei oder drei Stunden-Kilometer Gegenwind gehabt, ich möchte eine Gutschrift. Da hört es sich auf. Der eine hat eine Nebelbank drinnen und will auch eine Gutschrift. Das ist nun einmal ein Freiluftsport, als solcher ist er auch zu sehen. Da habe ich halt einmal Glück oder Pech. Die Sicherheit muss gewährleistet sein. Ich kann es nicht so virtuell machen, dass der Zuschauer das nicht mehr versteht. Kein Mensch wird verstehen, wenn einer 20 Meter weiter springt, dann aber Zweiter wird.