Dem 34-jährigen Zauchenseer fehlt in dieser Saison noch ein Sieg in der alpinen Königsdisziplin. Möglicherweise wird er am Samstag auf dem Lauberhorn passieren, möglicherweise erst auf der Streif, aber vielleicht bündeln sich Können, Überwindung und Glück am 13. Februar im Zeichen der Fünf Ringe zum vollen Triumph. In den bisherigen Abfahrten galt Walchhofer - Abfahrtsweltmeister 2003, Vize-Olympiasieger 2006 und Gewinner von 15 Weltcuprennen - immer als der große Favorit, auf schweizerischem Boden ist er der Jäger der Eidgenossen. "Die Möglichkeiten zum Gewinnen sind genau so gut vorhanden wie zuletzt. In Gröden haben alle geglaubt, dass ich gewinnen sollte, und da ist nichts draus geworden. So gesehen sagt das relativ wenig, wenn man im Vorhinein als Favorit gilt oder nicht", sagte Walchhofer am trainingsfreien Mittwoch in Wengen.

Eine Frage der Geduld

Der erste Sieg darf sich aber einstellen, da hätte er nichts dagegen. "Sicher wird man ein wenig ungeduldig, ich hätte in der Saison schon gerne gewonnen in der Abfahrt. Aber es hilft eh nichts, ich schaue einfach, dass ich am Samstag ein gescheites Rennen fahre und dann wird es schon passen." Auf Wengen folgt für die Speed-Spezialisten Kitzbühel und auf Kitzbühel folgen schon die Winterspiele. Für die Einschaltquoten, rechnet Walchhofer vor, wäre es von Vorteil, würde es vor Olympia einen rot-weiß-roten Abfahrtssieg im Weltcup geben, denn "dann schauen gleich ein paar Hunderttausend" mehr. Vergangenen Frühling hat Walchhofer mit seinen Teamkollegen die Olympiaabfahrt besichtigt, Training war nicht erlaubt. "Technisch nicht brutal schwierig, aber es sind schon ein paar Passagen drinnen, eine Kompression, wo man ein bisserl Überwindung braucht. Ich glaube, sie wird schön zu fahren, eine richtig lässige Abfahrt." Im April also habe er sich schon viele Gedanken darüber gemacht und diese seien nach wie vor präsent. "Vor allem, wenn dann die letzten zwei Weltcupabfahrten vorbei sind, dann geht der Fokus da hin. Aber jetzt sind noch die zwei wichtigsten Abfahrten, denen gilt die Konzentration, weil es besondere Rennen sind."

Ob Walchhofer noch eine Saison dranhängen, ob er noch an den Weltmeisterschaften 2011 in Garmisch-Partenkirchen teilnehmen wird, das wird möglicherweise auch mit der Olympiaabfahrt entschieden. "Wenn ich Olympiasieger bin, könnte ich sagen: Okay, jetzt koste ich es noch einmal ein Jahr aus. Oder ich sage, danke, es hat mich sehr gefreut." Wenn er nach Saisonende noch ein Kribbeln verspüre, wenn er daran denkt, wie es sich anfühlt, im Starthaus bei einem Rennen zu stehen, dann werde er weiterfahren. Wenn sich nichts dergleichen einstelle, werde er es lassen. "Die Chancen stehen 50:50. Es wird auf jeden Fall eine Gefühlsentscheidung sein. Aber jetzt brauche ich dies noch nicht zu tun. Und planbar ist so etwas ohnehin nicht. Das hängt auch von der Gesundheit ab und ob man mental bereit ist, noch einmal alles zu geben."

Der Sturz im Dienstagtraining in Wengen ist passiert, weil Walchhofer noch nicht ganz bereit war, weil das Rennen noch Tage entfernt lag. "Ich hatte nicht genug Spannung. Da denkt man sich, eigentlich solltest das ja mittlerweile wissen, dass das auch gefährlich sein kann. Gott sei Dank ist es gut ausgegangen. Gedanken übers Gesundbleiben macht man sich immer wieder."