Sie haben den Torlauf in Lienz mit 1,83 Sekunden Vorsprung gewonnen, brauchten nach ihrer Verletzung nur vier Rennen, um wieder ganz oben zu stehen. Überraschte Sie das?
MARLIES SCHILD: Ich muss ehrlich zugeben, es dauerte schon einige Tage, bis ich das alles realisiert hatte. Mit dem Triumph ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen, den ich in den vergangen Monaten bei den vielen Trainings, Therapien und der harten Arbeit zu Hause richtig verinnerlicht hatte. Der Tag in Lienz war ziemlich geil.

Ein wichtiger Faktor auf ihrem Weg zurück, nach dem Trümmerbruch im linken Unterschenkel und dem Bruch des Schienbeinkopfes, war Mentaltrainer Thomas Wörz. Arbeiten Sie auch jetzt noch mit ihm?
SCHILD: Ja, wann immer ich glaube, dass ich ihn brauche. Gespräche mit ihm halfen mir in den schwierigsten Zeiten als ich in ein ganz tiefes Loch gefallen war.

Ein Ausspruch von ihm besagte, man muss nicht immer mit 100 Prozent fahren, um zu gewinnen, sondern mit 100 Prozent Freude ins Rennen gehen. Ihre Meinung dazu?
SCHILD: Der Spruch stimmt zu 100 Prozent. Ich muss eher mit weniger Prozent wegfahren, die Steigerung kommt dann von selbst. Wenn ich mir Druck auferlege geht nichts. Fehlt mir die Freude im Rennen, verliere ich. Das gilt aber nicht nur für den Sport. Ich brauche auch die Freude im Leben.

Die hat bei der Silvesterfeier im Pitztal mit Freund Benni Raich bestimmt nicht gefehlt. Wurde laut oder leise ins Neue Jahr gerutscht?
SCHILD: Ganz leise, laut ist nicht unsere Art. Wir verbrachten mit, uns wichtigen Menschen, einen schönen Abend.

Und der Neujahrstag gehörte ganz dem Benni?
SCHILD: Zwangsweise - nein, Unsinn, ich liebe die Zeit mit ihm. Leider konnten wir nicht viel tun, da ich ein bisschen krank war. Erst am 2. Jänner schnallte ich in Hinterreit wieder die Schier an.

Am 3. Jänner kehren Sie in Zagreb auf einen Hang zurück, auf dem Sie noch nie schlechter als Dritte waren. Können Sie erklären, warum es gerade auf dem Sljeme immer so gut läuft?
SCHILD: Es taugt mir dort, die Kulisse ist super, dazu bekommt die Siegerin immer eine Krone aufgesetzt. Ich kenne keine Damen, die nicht gerne Königin sein möchte.

Die richtige Krönung wäre aber Olympia-Gold in Vancouver. Denken Sie schon an Olympia?
SCHILD: Nicht vordergründig, jetzt liegt mein Hauptaugenmerk auf dem Gewinn an Sicherheit im Rennen. Im Hinterkopf sind die Spiele aber immer präsent.

In Lienz sind Sie gefahren als hätte es nie eine Verletzung gegeben. Muss ihr Bein noch behandelt werden?
SCHILD: Scheinbar hat der Sieg auch meiner Verletzung geholfen. Ich musste in den vergangenen Tagen nicht viel tun. Ganz ohne Behandlung geht es nicht.