Herr Berthold, vor dem Weltcup-Start in Sölden eine ungewöhnliche Frage zum Auftakt: Was ist der Unterschied zwischen Realist und Optimist?

MATHIAS BERTHOLD: Das ist keine ungewöhnliche Frage. Es geht um die Frage, ob ein Österreicher heuer um den Sieg im Gesamtweltcup fahren kann, oder?

Ja, genau.

BERTHOLD: Ein Optimist sagt, dass wir den auf alle Fälle gewinnen. Realistisch ist das aber nicht. Deshalb bin ich sogar der bessere Optimist, weil ich optimistisch-realistisch bin. Ich weiß, dass wir Leute haben, die sehr gut fahren, auch in der Gesamtwertung ganz vorne mitfahren können. Aber realistisch gesehen gewinnen wir den Gesamtweltcup nicht. Deshalb hat der Realismus Vorteile.

Nämlich?

BERTHOLD: Weil man gewisse Leute nicht unter Druck setzt, die noch nicht so weit sind. Und man spielt der Öffentlichkeit nicht Sachen vor, die gerne gesagt und gehört werden, aber eben unrealistisch sind.

Gut, lassen wir den Gesamtweltcup. Was ist dann das Ziel für die Saison?

BERTHOLD: Bei jedem Rennen vorne mitzufahren. Wir sind in allen Gruppen gut aufgestellt, haben gute Leistungsträger und einige Junge, die auch den Anschluss finden sollten. Und wir wollen in den Disziplinen-Wertungen ein Wörtchen mitreden.

Die logische Konsequenz der Spezialisierung auf einzelne Disziplinen?

BERTHOLD: Es ist keine Spezialisierung im engeren Sinn. Es ist das Forcieren der starken Disziplin bei jedem Athleten - er trainiert aber die anderen auch, weil die starke Disziplin immer von den Disziplinen daneben profitiert.

Was Österreich seit einiger Zeit fehlt, ist ein Sieg in Sölden. Wie schaut's denn da heuer aus?

BERTHOLD: Klar wäre es cool, wenn wir gewinnen. Ich traue mich zu versprechen, dass wir vorne mitfahren und eine gute Leistung bringen werden. Aber zum Siegen braucht man auch das notwendige Glück.

Carlo Janka sagt, er ist stärker denn je, auch Ted Ligety ist im Riesentorlauf sehr gut drauf. Müssen wir uns heuer fürchten?

BERTHOLD: Wir können schon dagegen halten. Ich schwinge aber keine großen Reden. Wir haben das Selbstbewusstsein, wir wissen, dass wir als Team gut auftreten werden. Aber ich mache keine Kampfansage, das liegt mir nicht. Wir trainieren und geben Gas. Das passt besser zu uns.

Wird Benni Raich in Sölden am Start stehen?

BERTHOLD: Das wird er heute entscheiden. Er muss auch im Kopf bereit sein. Der Hang in Sölden ist schwer - auch für Männer. Von mir aus hat er das o.k., er muss wissen, ob es geht.