H err Präsident, Alles Gute zum Geburtstag. Auch wenn Sie - wie immer zum Jubiläum - "geflüchtet" sind. Wo feiern Sie denn den 70er?

PETER SCHRÖCKSNADEL: Also, ich bin nicht geflüchtet! Ich bin zu meinem Geburtstag meistens auf Urlaub, irgendwo fischen. Und diesmal mache ich etwas, was ich schon lange machen wollte: Ich bin bei den Eskimos, in Alaska, am Polarkreis. Hoffentlich sind die Eisbären nicht zu hungrig (lacht).

Mit 70 sind Sie also nach wie vor viel unterwegs. Was treibt Sie denn an?

SCHRÖCKSNADEL: So genau weiß ich das gar nicht. Der Wissensdrang vielleicht. Der Wunsch, immer wieder Neues zu machen. Das war immer so. Ich war kreativ, weil das den eigenen Horizont erweitert. Man soll nicht nur ums Eck schauen, sondern einen weiteren Blickwinkel haben.

Ist das der Grund für Ihren Erfolg? Im Berufsleben wie als Präsident des österreichischen Schi-Verbandes, der unter Ihnen so gut dasteht wie noch nie?

SCHRÖCKSNADEL: Es ist ja nicht so, dass ich nur Erfolg hatte. Ich habe Niederlagen erlitten und Erfolge gehabt. Aber in der Öffentlichkeit sieht man nur das, was Erfolg bringt. Aber meine Philosophie lautet: Du brauchst ein Problem für Erfolg. Auch in kleinem Rahmen, im Haushalt etwa.

Warum denn das?

SCHRÖCKSNADEL: Ganz einfach: Wenn du einem Problem ausweichst, bekommst du eines. Wenn du eines anpackst, löst du es. Man muss ein Problem als Chance begreifen. Nicht umsonst ist in der chinesischen Sprache "Chance" und "Niederlage" dasselbe Wort. Wer aufgibt, der hat verloren. Das macht ja auch einen Sportler aus: Dass er glauben muss, eine Chance zu haben.

Ist das auch Ihr Schlüssel zum Erfolg?

SCHRÖCKSNADEL: Es gibt keinen Schlüssel. Außer, dass man ständig versucht, Dinge zu optimieren. Du musst ein Ziel haben und diesem Ziel Entscheidungen unterordnen. Das macht es auch leicht, weil man nicht nach links und rechts ausbrechen kann. Und man muss versuchen, die Dinge, die auf einen zukommen, aufzunehmen und zu lösen. Den großen Wurf auf einmal gibt es nur im Lotto.

Wie gefällt Ihnen eigentlich der Vergleich mit Bernie Ecclestone?

SCHRÖCKSNADEL: Gar nicht. Das bin doch nicht ich. Ecclestone ist ein sehr erfolgreicher Mann, aber wenn sein Name verwendet wird, um zu zeigen, was du machst, dann läuft etwas falsch.

Bei allem Lob - es gibt auch Kritik. Sie seien ein Alleinherrscher, ein Despot, sagt man.

SCHRÖCKSNADEL: Auf einem Schiff kannst du nicht zehn Steuermänner oder Kapitäne haben. Einer muss sagen, wo es hingeht. Aber bei mir gibt es keine Diktatur, auch wenn manche das meinen. Entscheidungen werden nicht im Kämmerchen getroffen, sondern nach Meinungsaustausch. Nur wenn es eine gibt, dann wird sie durchgezogen.

Manche meinen, dass Sie Ihre ÖSV-Präsidentschaft zu Ihrem Vorteil nützen.

SCHRÖCKSNADEL: Blödsinn! Der Verband war nichts, als ich kam. Ich hab' doch dem Verband alle Kunden gebracht, oft die eigenen. Ich hatte sogar viele Nachteile, keine Vorteile!

Man sagt auch, Sie seien übertrieben ehrgeizig.

SCHRÖCKSNADEL: Ich bin sicher ehrgeizig. Aber nicht krankhaft überehrgeizig, sondern konsequent. Ich kann verlieren, auch wenn ich es nicht gerne tue. Ich messe mich aber gerne mit den Besten, freue mich, wenn ich gewinne. Aber ich kann auch verlieren.

Aber ein Gerechtigkeitsfanatiker sind Sie schon?

SCHRÖCKSNADEL: Was Obrigkeit betrifft, ja. Ich war im Internat, da hab' ich alles mitgemacht, was man so hört - bis auf sexuelle Übergriffe. Wir sind ungerecht bestraft, geschlagen worden - und waren machtlos. Darum habe ich heute ein Helfersyndrom.

Was gibt es für Ziele?

SCHRÖCKSNADEL: Die WM 2013 in Schladming ist sicher ein Hauptziel. Wir wollen ja eine sehr gute, ja, die beste WM abliefern. Die Voraussetzungen sind da.

Und dann ist Schluss?

SCHRÖCKSNADEL: So habe ich das nie gesagt.