Vor einem Jahr, am 17. März 2010, wurden Sie zum neuen Generalsekretär des Österreichischen Olympischen Komitees (ÖOC) bestellt, nach einer turbulenten Zeit mit Skandalen rund um die Salzburger Olympiabewerbung um Ihren Vorgänger. Wie sieht es mit der Aufarbeitung aus?

PETER MENNEL: Da gibt es die Strafverfahren, die aus den ganzen Malversationen und den Vorkommnissen in Salzburg resultieren. Da liegt es an Gerichten und Staatsanwaltschaften, alles richtig durchzuführen. Und wir sind aufgerufen und verpflichtet, uns als Privatbeteiligte bei dem Strafverfahren im Rahmen der Abwicklung zu beteiligen.

Ist sichergestellt, dass solche Dinge nicht mehr passieren?

MENNEL: Ich bin überzeugt davon, weil Kontrollmechanismen vorhanden sind. Wenn aber jemand bewusst kriminelle Dinge macht, dann wird es eine gewisse Zeit gehen, da können sie kontrollieren, soviel sie wollen. Das passiert überall, das musste ich leider auch in meiner Zeit im Bankwesen miterleben. Aber ich denke, dass wir die Vorkehrungen geschaffen haben, dass es eigentlich nicht passieren kann.

Zum Beispiel?

MENNEL: Dinge, die in anderen Unternehmen Usus sind, die es aber bisher nicht gab: neue Statuten, eine Pouvoirordnung, einen Code of Conduct. Wir haben doppelte Buchhaltung, es sind zwei Unterschriften für eine Überweisung nötig. Viele Dinge, die im formalen Bereich erforderlich waren, wurden umgesetzt. Das ist eine gute Basis für die Zukunft des ÖOC.

Und abseits der rechtlichen Seite? Ist nach dem Imageverlust das Vertrauen wieder da?

MENNEL: Wenn ich an die Sponsorenverhandlungen der letzten zwei, drei Monate denke, dann kommt dem Führungsduo Karl Stoss (Präsident, Anm.)/Mennel sehr viel Vertrauen entgegen.

Was hat sich alles getan?

MENNEL: Extrem viel. Ich hab' mir vor Kurzem überlegt, dass wir unglaublich viel gemacht haben. Die Jugendspiele in Singapur, der Olympic Day mit den Olympia-Zentren, der Verkauf der Ausrüstung für "Licht ins Dunkel", neue Rahmenbedingungen, Personalentscheidungen, die gelungene EYOF-Bewerbung mit Liechtenstein, die London-Vorbereitungen und vieles mehr. Ich kann ruhigen Gewissens sagen: Ich habe mehr erreicht, als ich mir vorgenommen habe.

Österreichs einziges IOC-Mitglied, Leo Wallner, wird nicht jünger. Wie wichtig wäre ein neues IOC-Mitglied für Österreich?

MENNEL: Sehr wichtig. Weil Österreich ein wertvoller Teil der olympischen Familie ist. Auch sportlich.

Aber die Chancen dürften schlecht stehen, oder?

MENNEL: Das kann ich zu wenig beurteilen. Eines darf man nicht vergessen: Österreich ist im Wintersport ein sehr starker Faktor.

Aber nicht immer auf einer Linie mit dem IOC, ich denke an Turin 2006, die Kontroversen mit ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel, der gerne kritisiert.

MENNEL: Kritik muss nichts Negatives sein. Auch das IOC muss Kritik annehmen. Und ich glaube nicht, dass Kritik von Peter Schröcksnadel einer Ernennung eines Österreichers zum IOC-Mitglied entgegenstehen würde.

Wie fühlen Sie sich in der österreichischen Sportpolitik aufgenommen?

MENNEL: Innerhalb des ÖOC nehmen der Vorstand und das Präsidium meine persönliche Arbeit sehr positiv auf. Auch mit den Verbänden klappt die Zusammenarbeit. Und politisch: Wenn Sie so wollen, habe ich politisch gar nichts zu tun. Ich kümmere mich um das, wofür ich da bin.

Das heißt?

MENNEL: Im Moment bin ich nicht mit der Sportpolitik konfrontiert. Ich bin etwa nicht eingebunden in die Sport-Förderreform. Es hat mich niemand gefragt, niemand eingeladen, mitzuarbeiten. Aber das ist das Thema derer, die das auf die Beine stellen.

Würden Sie gerne mitreden?

MENNEL: Wenn ich gefragt werde, dann habe ich eine Antwort. Aber ich bin bisher nicht . . . Also: Im Dezember habe ich eine Präsentation mitverfolgen können, aber das war das Ganze. Ich weiß nicht, was da derzeit passiert.

Noch einmal: Würden Sie gerne mitreden?

MENNEL: Na sicher ist es für das ÖOC interessant, in so einem Thema zumindest aus erster Hand gute Informationen zu haben und in solch eine Diskussion eingebunden zu sein. Aber es ist nicht meine Aufgabe, mich hineinzureklamieren.

Wenn wir das Logo mit den Ringen anschauen: Ist der gute Ruf wieder hergestellt?

MENNEL: Die Kraft der Ringe hat nicht gelitten. Die Ringe sind die bekannteste Marke Österreichs, mit 99,6 Prozent Bekanntheitsgrad bei den Frauen und 99,4 bei den Herren.

Dabei wird der olympischen Bewegung oft vorgeworfen, nur noch ans Geschäft zu denken.

MENNEL: Man braucht Geschäft, um Sport machen zu können. Sport kostet Geld. Es kostet der Athlet, die Weiterbildung, die Ausrüstung, das Training - also brauche ich dafür Geschäft, weil ich kann das Geld ja nicht drucken. Das trifft auch für das IOC zu, das die Aufgabe hat, das Geld, das es einnimmt, wieder in den Sport zu investieren.