Nun haben Sie Ihr erstes Einzel-Gold. Was haben Sie unmittelbar nach dem Rennen empfunden?
MARLIES SCHILD: Es war sehr, sehr schwierig zu fahren, es waren einige Löcher drinnen im zweiten Lauf. Ich habe nicht die Linie fahren können, die ich normalerweise fahre. Es war oben bis unten nur zu kämpfen. Dann habe ich abgeschwungen und mich zuerst nicht getraut, zu schauen. Aber dann habe ich geschaut und gesehen, der Einser steht vor mir. Es war ein Moment, den kann man nicht so beschreiben. Ich habe es zuerst nicht fassen können.

Wie sind Sie zwischen den Durchgängen mit der Drucksituation umgegangen?
SCHILD: Ich habe versucht, das Ganze von mir wegzuschieben, nicht daran zu denken. In meinem Kopf haben sich schon einige Szenarien durchgespielt. Was ist, wenn ich, blöd gesagt, wieder nur Silber oder Bronze mache? Was ist, wenn ich nicht ins Ziel komme? Ich habe immer wieder versucht, das auszublenden und mich aufs Skifahren zu konzentrieren und auf das, was ich zu machen habe. Ein Gefühl für das Ganze zu bekommen.

Haben Sie auch daran gedacht, dass dieser Sieg jetzt passieren muss?
SCHILD: Ich wusste, ich habe das drauf, ich bin in der Verfassung und Form, dass das gut gehen müsste. Es war sehr wichtig für mich, dass ich viele Leute um mich rum habe, die mir das Feedback geben, dass ich am Start das Selbstvertrauen habe, und mir sagen: okay, ich bin topfit, ich bin topp vorbereitet und habe meine Hausaufgaben gemacht. Es passt, ich kann drauf losfahren, dann wird das schon so passieren.

Wie fühlt es sich an, das erreicht zu haben, was alle erwartet haben?
SCHILD: Ich wollte Gold und bin darauf losgegangen. Ich fahre schon seit so vielen Jahren, ich habe wirklich gute Medaillen gemacht, aber nicht Gold. Jeder hat erwartet, dass ich es heute mache. Ich habe gehofft, dass ich es schaffe. Ich habe es geschafft, aber es ist alles ein bisschen verrückt im Moment. Benni hat sich am Mittwoch verletzt, darüber bin ich immer noch wirklich traurig. Und heute ist mein größter Traum wahr geworden.

Würden Sie sagen, dass Sie stärker aus Ihrer Verletzungspause zurückgekommen sind?
SCHILD: Nicht was das Skifahren betrifft, aber was das Denken anbelangt. Es macht Spaß, wenn du schnell bist. Aber wenn nicht, dann gibt es andere Dinge, die wichtig sind. Das ist vielleicht anders.

Glauben Sie an das Schicksal?
SCHILD: Ja. Ich glaube, dass alles, das mir passiert ist, passieren musste. Es ist richtig, dass es so lange gedauert hat, dass ich Gold gewinne, aber vielleicht bin ich jetzt wirklich bereit dafür.

Was macht Sie derzeit so überlegen?
SCHILD: Ich bin eine, die schon im Sommer probiert, das Beste rauszuholen, auch im Konditionstraining. Das ist für mich sehr wichtig, dass ich überhaupt den schnellen Slalomschwung fahren kann. Dass ich mich fit fühle und mir gewisse Sachen zutraue, die sich vielleicht andere von der Linie her nicht so zutrauen. Vielleicht macht mich das im Moment schnell.

Reden Sie mit Benjamin übers Skifahren und gibt er Ihnen Ratschläge?
SCHILD: Wir reden nicht übers Skifahren oder technische Dinge, wir haben beide unsere Trainer. Wenn du heim kommst, musst du über andere Dinge reden. Aber in diesen Tagen jetzt haben wir mehr als normalerweise darüber geredet, das war sehr wichtig für mich.