Benjamin Raich ist ein Wunder an Konstanz. Der Tiroler fährt seit mittlerweile zwölf Jahren in der Weltspitze des alpinen Schisports mit. Seit seinem ersten Weltcup-Sieg im Jänner 1999 in Schladming folgten 34 weitere, zudem eine große und sechs kleine Kristallkugeln sowie mittlerweile 14 Medaillen bei Großereignissen.

Erste schwere Verletzung

Mit dem am Mittwoch im Teambewerb der WM in Garmisch-Partenkirchen erlittenen Kreuzbandriss musste Raich die erste schwerere Verletzung seiner Karriere hinnehmen. Die 14. Medaille, die Raich aufgrund der Silbernen im Teambewerb erhält, war zweifellos die bitterste, womöglich sogar die letzte seiner Laufbahn.

Seine erfolgreichsten Großereignisse waren Olympia 2006 in Turin (Gold Riesentorlauf und Slalom), sowie die WM 2005 in Bormio, als er Gold in Slalom und Kombination, Silber im Riesentorlauf und im Teambewerb sowie Bronze im Super-G gewann. In Garmisch-Partenkirchen war es von Anfang an sehr unglücklich für den Pitztaler gelaufen. Der 32-Jährige war zunächst im Super-G Fünfter, in der Super-Kombination folgte Rang vier. Für Riesentorlauf und Slalom wäre Raich gesetzt gewesen.

Raich blickt auf eine Karriere wie aus dem Lehrbuch zurück. Seit 1995 im rot-weiß-roten Team, feierte der Tiroler bereits in Nachwuchszeiten herausragende Erfolge. In Slalom und Riesentorlauf war er schon früh eine Klasse für sich und nennt sich inklusive eines Kombierfolges fünffacher Junioren-Weltmeister. Im Europacup räumte er 1997/98 den Gesamtsieg ab.

Durchbruch in Schladming

Den Durchbruch im Weltcup schaffte Raich im Jänner 1999 als 20-Jähriger im Nachtslalom in Schladming. Mit einer Weltrekord-Aufholjagd wedelte er vor 35.000 Zuschauern - mit einem Superman-Shirt unter dem Renntrikot - im zweiten Durchgang vom 23. auf den ersten Rang - sein erster Weltcup-Erfolg, der "Blitz aus Pitz" war geboren. Im Frühjahr 2003 wurde er Teammitglied der "WC 4" ("Weltcup - 4 Disziplinen") und aus dem Techniker wurde ein Allrounder, der seitdem Jahr für Jahr ein Kandidat für die große Kristallkugel ist.

Als gescheitert muss Raich lediglich das Projekt Abfahrt einstufen. Zuletzt war Raich nicht weniger als viermal in Folge Zweiter im Gesamt-Weltcup gewesen. Im laufenden Winter lief es für Raich aber auch laut eigenen Angaben vom Start weg "eher zach". Eine Einschätzung, die sich am Mittwoch brutal bestätigt hat. Raich hatte bei allem sportlichen Pech stets erwähnt, dass er sich sehr glücklich schätzen könne, gesund zu sein.

Privat ist Raich seit 2004 mit Schi-Kollegin Marlies Schild liiert. Raich und Schild werden längst werbewirksam vermarktet, auch wenn sie öffentlich eher wortkarg über ihr Beziehungsleben Auskunft geben. Seit vergangenen Sommer steht im Pitztal, der Heimat von Multi-Millionär Raich, das neue Heim des sportlich erfolgreichen Paares. Dort wird auch die Entscheidung fallen, ob Raich, der am 28. Februar 33 Jahre alt wird, den Weg zurück in Angriff nimmt.

Als Vorbild dafür könnte ihm durchaus seine Lebensgefährtin dienen. Denn nach ihrem Trainingsunfall am 9. Oktober 2008 war sogar das Karriereende im Raum gestanden, damals hatte Schild im Training auf dem Rettenbachferner bei Sölden einen Trümmerbruch sowie einen Bruch des Schienbeinkopfes im linken Unterschenkel erlitten.