Wenn Ihnen jemand vor der WM drei Goldmedaillen prophezeit hätte: Wie hätte Ihre Antwort gelautet?

Herbert Mandl: Es wäre verwegen gewesen, mit drei Goldmedaillen zu rechnen. Es gehört auch Glück dazu, das war oft auch gegen uns. Diesmal hat alles gepasst, und die Gegnerinnen haben sich selbst aus dem Konzept gebracht.

Die Erfolge von Lizz Görgl und Anna Fenninger haben gewiss viele Väter, oder?

Herbert Mandl: Natürlich. So exzellente Leistungen kann man nur in einem perfekten Umfeld erbringen. Das ist auch ein Verdienst unserer Trainercrew.

Fenninger hat gemeint, dass sie anfangs im Weltcup ein wenig verheizt worden ist.

Herbert Mandl: Ihre Erwartungshaltung war sehr groß. Zwischen Europacup und Weltcup liegen halt Welten. Es war nie die Absicht der Trainer, Anna zu verheizen. Sie ist ein Diamant, und es war richtig, mit ihr das Techniktraining zu forcieren. Es ist kein Zufall, dass sie jetzt diese Erfolge feiern kann.

Was ist denn Görgl für ein Typ? Ist es angenehm für Trainer, mit ihr zu arbeiten?

Herbert Mandl: Angenehm würde ich es nicht nennen, eher schwierig. Lizz ist etwas kompliziert konzipiert. Es ist eine permanente Herausforderung für uns Trainer. Natürlich kracht es auch mitunter, aber es ist gut, wenn eine Athletin kritisch ist. Lizz hat einen langen Entwicklungsweg hinter sich, gepflastert mit vielen Verletzungen, darunter drei Kreuzbandrisse.

Warum ist ihr der Knopf nicht früher aufgegangen?

Herbert Mandl: Sie stellt extrem hohe Ansprüche an sich und hat sich damit selbst blockiert. Ihrem Fleiß und Ehrgeiz hat sie zu verdanken, dass sie den Weg nach ganz oben geschafft hat. Lizz ist ein Vorbild im Training, sie ist körperlich so fit wie kaum eine andere Läuferin. Sie könnte eine Seriensiegerin sein - in mehreren Disziplinen.

Die Doppelweltmeisterin ist eine Einzelgängerin, will ein Einzelzimmer. Stimmt es, dass auch die Kolleginnen mit ihr nicht das Zimmer teilen wollen?

Herbert Mandl: Das ist richtig, aber auch eine Marlies Schild und Niki Hosp beanspruchen ein Einzelzimmer. Bei Lizz kann es passieren, dass sie um drei Uhr früh aufsteht und mit Dehnungsübungen beginnt.

Waren die WM-Abfahrten für Frauen wirklich zu gefährlich?

Herbert Mandl: Aber nein. Genau das ist der richtige Weg, den Schirennsport attraktiver zu machen. Wenn die Läufer auf Autobahnen mit 120 km/h dahinrasen, das ist gefährlich, weil sie unaufmerksam werden. Dann passieren Verschneider. Außerdem schaut bei solchen Rennen kein Mensch zu.