Die vom Vorarlberger Unternehmen Alge-Timing durchgeführte Zeitmessung bei der Schi-WM sorgt für Aufregung. Im Laufe der ersten Woche der Titelkämpfe tauchten vor allem auf den Anzeigetafeln im Zielstadion von Garmisch-Partenkirchen, aber auch auf den TV-Bildschirmen wiederholt falsche oder keine Zwischenzeiten auf. Im Falle der Slowenin Tina Maze gibt es beim Super-G sogar Verwirrung um die Endzeit, das slowenische Team erwägt einen Protest.

Am Sonntagnachmittag versuchten die Verantwortlichen die Probleme zu erklären und versicherten gleichzeitig, dass jede einzelne Fahrzeit korrekt sei. "Es wurde alles mehrfach kontrolliert und die Zeiten sind zu hundert Prozent okay", sagte Albert Vetter, der seit 1998 gemeinsam mit seinem Cousin Wolfgang Alge das Unternehmen führt.

Die Korrektheit der Endzeiten versicherte auch Francesco Cattaneo, der Verantwortliche des Schi-Weltverbands (FIS). Doch unterstützt vom nationalen Fernsehen zweifelt das Team von Maze, die zwar für Slowenien startet, aber vom Verband losgelöst arbeitet, die Zeiten vehement an. "Die Zeit ist nicht korrekt. Das ist eine WM. Das ist unglaublich", meinte Andrea Massi, der Headcoach der Mannschaft rund um Maze.

90 Prozent

Man werde die weiteren Schritte überlegen, aber die Wahrscheinlichkeit eines Protests liege bei 90 Prozent, meinte dazu auch Maze-Trainer Livio Magoni. Laut Tomi Trbovc, dem Sprecher des slowenischen Verbandes, werde die Entscheidung über einen offiziellen Protest "voraussichtlich vor Ende der WM fallen".

Laut Berechnungen des slowenischen Fernsehens liegt die tatsächliche Zeit von Maze um mehr als eine halbe Sekunde unter der momentan als offiziell geführten, Magoni sprach sogar von 0,70 bis 0,80 Sekunden. Maze wurde im Super-G Elfte, der Rückstand der Slowenin auf Rang drei betrug 1,03 Sekunden.

Die Erklärungen der Veranstalter klingen ein wenig kurios. Im konkreten Fall von Maze soll ein falsch angestecktes Datenkabel der Beschallungsanlage schuld gewesen sein. "Der Sprecher hat dann besonders emotional gesprochen, dadurch kam es zu einem induktiven Überschlag auf das Zeitnehmerkabel", erklärte Toni Ostler vom WM-Team und sorgte für Erheiterung.

Auch bei der Zeitmessung bei der Herren-Abfahrt hatte es Probleme gegeben, so war bei Didier Cuche zunächst nicht die Endzeit angehalten worden. Grund dafür sollen die frühlingshaften Temperaturen sein. Durch das Schmelzen der Schneedecke um täglich bis zu fünf Zentimeter habe die Abstimmung bei einer Lichtschranke nicht mehr exakt gepasst. Für diese Fälle hat Alge mehrere Backups zur Verfügung.

Am Sonntag wurde auf Anordnung der FIS auf das Anzeigen von Zwischenzeiten auf der Datenleinwand im Stadion verzichtet, um für den Fall von erneut auftretenden Problemen nicht wieder für Verwirrung unter den Abfahrerinnen und Zuschauern zu sorgen.

Genaue Kontrolle

Laut Vetter arbeitet Alge bei jedem Schirennen mit einem A- und B-System, zur zusätzlichen Kontrolle gibt es Fotofinishzeit und die Handzeit-Messung. "Dadurch kann man die Zeit bis in den Zehntausendstelbereich kontrollieren", berichtete Vetter. Start- und Endzeiten seien viel mehr abgesichert als Zwischenzeiten, bei denen es daher um einiges leichter zu Problemen kommen könne.

Die WM-Organisatoren sind klarerweise wenig begeistert über die Diskussionen. "Das ist sehr ärgerlich. Das sind Begleiterscheinungen, die es aufgrund der technischen Entwicklung nicht geben sollte", meinte Geschäftsführer Peter Fischer. "Maßgebend ist aber, dass alle Zeiten stimmen. Das ist die wichtigste Botschaft." Fischer will auch Alge aber nicht an den Pranger stellen. "Man muss ihnen eine Chance geben. Sie sollen ab morgen zeigen, dass sie es besser können."

Alge hatte vor Mitbewerber Swiss Timing den Zuschlag für die WM erhalten, diese beiden Unternehmen decken die Zeitnehmung im Weltcup ab.