Der dritte Sieg im vierten Slalom in dieser Saison - noch dazu vor heimischem Publikum. Wie fühlst du dich?
MARLIES SCHILD: Der Sieg ist ein Traum! Vor vier Jahren habe ich den Sieg am Semmering kurz vor dem Ziel verhaut, das habe ich noch ein bisschen im Hinterkopf gehabt. Aber Gott sei Dank ist es gut gegangen. Dass ich am Ende ganz oben stehe, ist perfekt. Die Stimmung war brutal laut, es war ein super Rennen.

Nach dem ersten Durchgang warst du mehr als eine Sekunde vorne, hast die Konkurrenz wieder einmal ziemlich alt aussehen lassen. Auf Maria Riesch waren es sogar 2,40 Sekunden. Eigentlich kann man da im zweiten Durchgang nur verlieren. War das einer deiner schwierigsten Läufe?
SCHILD: Eigentlich nicht, weil ich wusste, dass ich einen großen Zeitpolster habe und am sichersten fahre, wenn ich Vollgas gebe. Taktieren funktioniert nicht, bremsen will ich nicht. Deshalb wollte ich eigentlich auch im zweiten Durchgang angreifen, habe aber oben leider einen Fehler gehabt und einen Stein erwischt. Der hat die Kante meines linken Schis zerstört, dann habe ich mich nicht mehr so richtig getraut und bin nicht in den Rhythmus gekommen. Ich habe nicht mehr das letzte riskiert. Dass das dann noch so knapp wird, habe ich mir nicht gedacht, aber das ist ja egal. Man muss kämpfen bis zum Schluss und das zahlt sich aus.

"Der Sieg führt nur über Marlies Schild". So lautete nach dem ersten Durchgang der Tenor bei deinen Kolleginnen und den Fans. Wie groß war der Druck, der auf dir gelastet ist, speziell vor dem zweiten Lauf?
SCHILD: Der Druck war immens. Man will das super Publikum nicht enttäuschen, vor allem weil es auch noch ein Heimrennen ist. Ich habe aber versucht, das nicht an mich herankommen zu lassen. Maria war nach dem ersten Lauf 17. und hat alles riskieren müssen. Ich habe gewusst, dass ich trotz meines Fehlers im Zweiten nicht alles riskieren muss. Gott sei Dank ist es gut ausgegangen. Ich bin sehr erleichtert, denn ich konnte den Fans das schenken, was sie wollten: eine österreichische Siegerin.

Vor zwei Jahren bist du am Semmering mit Krücken am Zielhang gestanden, nun stehst du wieder ganz oben auf dem Stockerl. Ist der Sieg am Zauberberg deshalb umso schöner für dich?
SCHILD: Ja, damals habe ich meinen Tiefpunkt erreicht. Es ist mir nicht gut gegangen, da ich nicht gewusst habe, ob das mit dem Fuß noch etwas wird. Mit Krücken im Ziel zu stehen und zuzuschauen war natürlich nicht einfach. Heuer wieder in Topform dabei zu sein und das Rennen zu gewinnen ist natürlich super.

Der Triumph am Semmering ist dein 24. im Slalom, die Schweizer Vreni Schneider hatte einst 34 Siege auf ihrem Konto. Hast du den Rekord bereits im Hinterkopf?
SCHILD: Zu Saisonanfang habe ich nicht einmal gewusst, dass Vreni 34 Mal gewonnen hat. Sie ist eine super Schifahrerin und zehn Siege sind ziemlich viel. Den Rekord zu knacken kann man nicht als Ziel haben, das muss einfach passieren. Aber schauen wir mal.

Du führst mit drei Saison-Siegen die Slalom-Weltcup-Wertung an. Derzeit schauen alle auf dich. Wie gehst du mit der Rolle um, permanent im Mittelpunkt des Interesses zu stehen?
SCHILD: Ich bin nicht der Typ, der unbedingt im Mittelpunkt stehen will. Aber wenn es wegen meiner Leistungen ist, passt's mir natürlich.

Im Februar steht die Schi-WM in Garmisch auf dem Programm. Ist Edelmetall schon für Marlies Schild reserviert?
SCHILD: Bis zur WM ist es noch lange. Ich schaue einfach, dass ich auch die nächsten Rennen gut fahre und meine Form bis Februar halten kann. Dann komme es, wie es kommen soll.