Minus sieben Grad zeigt das Thermometer, eisiger Wind pfeift durchs Zielgelände, die Fan-Tribünen gleichen einer Armada an bunten "Michelin"-Männchen. Wollmütze, dicke Handschuhe, eine dreifache Kleiderschicht – und die Thermoskanne. Das gehört zur Grundausstattung der hartgesottenen Fans dazu, die am Dienstag trotz Eiseskälte auf den Semmering gepilgert sind und an der Piste mit Lokalmatadorin Kathrin Zettel & Co. mitzittern.

Warum sie das Rennen nicht im warmen Wohnzimmer – inklusive Zeitlupe – mitverfolgen? "Das ist doch langweilig. Da geht's um die Stimmung", gibt Sabine aus Lindabrunn eine klare Antwort. Sie hat noch kein Semmering-Rennen ausgelassen: "Das ist immer ein Fixtermin im Kalender. Da nimmt man einiges in Kauf - auch, dass man oft nicht gleich mitbekommt, wer das Rennen überhaupt gewonnen hat", schmunzelt Sabine und strahlt übers ganze Gesicht. Auch, weil die Thermoskanne noch halvoll ist.

Zwei Deutsche gehen "fremd"

Mit rot-weißen Wangen trotzt auch Silvia der Kälte, noch ohne "Doping". "Geschnapserlt" wird erst später: "Ich habe schon Erfahrung, da ich schon oft am Semmering live dabei war. Und auch den Weltcup-Auftakt heuer in Sölden habe ich mir nicht entgehen lassen", kann die routinierte Berndorferin, die allen Österreicherinnen die Daumen drückt, nichts erschüttern.

Rote Finger statt roten Wangen hat Peter aus Gösting, Mitglied des Kathrin-Zettel-Fanklubs. Gemeinsam mit seinen rund 50 Kollegen hält er sich mit Anfeuerungsrufen und Musik warm - noch. "Gitarrespielen bei Minusgraden ist auf Dauer nicht so einfach!", sagt der Göstinger, für den der Zauberberg eine besondere Faszination ausübt: "Die Atmosphäre bei einem Heimrennen ist ganz etwas Besonderes. Die Österreicher sind einfach schibegeistert."

Jubel am Semmering brandet auf. Ein Zeichen, dass eine Österreicherin die Piste hinunterpfeift. Pfiffe der Begeisterung auch im Zielhang. Mittendrin: Werner und Babsi, sie sind extra aus Deutschland angereist. Nein, nicht wegen Maria Riesch, Viktoria Rebensburg & Co. Nein, wegen einer Österreicherin, Michaela Kirchgasser: "Wir sind oft in Filzmoos, Michis Heimatort, auf Urlaub. Deshalb drücken wir heute den Österreicherinnen die Daumen!", gehen die beiden "fremd", "aber nur beim Schifahren. Denn im Fußball schlagen wir zurück", stellt Werner klar, lacht und nimmt einen Schluck von seinem Tee. Ob mit oder Rum, egal - Hauptsache warm.