Romed Baumann strahlte. Und sagte zuallererst: "Ich hab' es euch ja gesagt." Was? Dass er in der Abfahrt von Gröden aufs Podest fahren würde. Das hatte der Tiroler nämlich tatsächlich nach dem Super-G angekündigt. Wenn auch nur im Überschwang und mit einem Augenzwinkern. Weil er, der bisher einen elften Platz als bestes Ergebnis in einer Weltcup-Abfahrt aufzuweisen hatte, selbst zwar mit einer guten Leistung spekuliert, aber nicht mit dem Podium gerechnet hatte. Und deshalb kratzten ihn die sechs Hundertstelsekunden, die der 24-Jährige hinter dem Überraschungssieger Silvan Zurbriggen lag, nur wenig. "Ein zweiter Platz ist auch super, gerade in der Abfahrt. Ich fühle mich fast im siebenten Himmel. Und jetzt hab' ich einen zweiten, einen dritten, einen vierten und einen fünften Platz - ich nähere mich dem, wo ich hin will."

Spektakulärer Sturz

Ein zweiter Platz, der an diesem Tag in Gröden besonders viel Wert war. Denn das Tempo und die Sprünge forderten an diesem Tag alles - und sorgten auch für Schrecksekunden. Etwa, als der Franzose David Poisson genau vor den Kamelbuckeln verschnitt und rücklings in hohem Bogen durch die Luft flog. "Ich hab ihn wegfliegen sehen und mich schnell umgedreht", sagte Baumann. Poisson überstand den Horror-Sturz unverletzt, doch jeder, der ihn gesehen hatte, war geschockt. "Das hat mich wirklich aus dem Konzept gebracht", sagte etwa Michael Walchhofer, der als Fünfter, unmittelbar hinter dem Steirer Klaus Kröll, am "Rekord-Versuch", als Erster fünf Mal in Gröden zu gewinnen bzw. als erster in einem Jahr Super-G und Abfahrt zu gewinnen, scheiterte.

Und so holte sich der Schweizer Silvan Zurbriggen seinen ersten Weltcup-Sieg in einem Einzelrennen, seinen zweiten Sieg nach der Kitzbühel-Kombination im Vorjahr. Just auf der Strecke, auf der vor drei Jahren bei einem Sturz auf den Kamelbuckeln beinahe seine Karriere (Kreuzbandriss) zu Ende gegangen war. "Das", sagte er, "ist für mich eine große Genugtuung." Zumal er in Lake Louise noch aus disziplinären Gründen aus dem Team-Hotel geflogen war.