Wehmut? Nein, die verspürt Michael Walchhofer nach wie vor nicht. Zu ernst nimmt er seine letzte Saison, zu sehr ist er noch an Siegen interessiert, nicht ans Abschied nehmen. Auch nicht in Gröden, wo er schon sieben Mal auf dem Podest war, zwei Mal gewonnen hat. "Beim Runterfahren ist eine extreme Anspannung vorhanden. Da denk' ich mir bei der Besichtigung eher: Das wird mir sicher nicht abgehen", erklärt der 35-Jährige, ehe er ergänzt: "Wenn du über die Ziellinie gefahren bist, ist das wie eine Befriedigung. Solche Momente und Gefühle vermisst man - denn die wirst du im Alltag kaum haben."

Ein Gefühl aber, hinter dem harte Arbeit steht, insbesondere in Gröden. "Hier darfst du nicht zu sehr an der perfekten Linie kleben, hier musst du attackieren, aber den Schi gehen lassen", doziert Walchhofer und man merkt keine Karriere-Müdigkeit. "Weil ich mir mit der Gewissheit, in die letzte Saison zu gehen, noch einmal den richtigen Kick gegeben habe." Jener Kick, der auch das Linien-Studium nicht langweilig werden lässt: "Am Tag vor der Abfahrt habe ich mir zu Hause meinen Sieg im Super-G angesehen. Hier die Fahrt von Osborne-Paradis bei dessen Abfahrtssieg."

Walchhofer wirkt nach außen ruhig, rastlos ist er auch nicht. Umtriebig passt schon eher, Rast gibt es keine: "Zuerst hatte ich das Hotel, dann die Kinder - und die Zwillinge waren extrem energiegeladen - dann habe ich in Altenmarkt Haus gebaut", erzählt er.

Fernstudium

Als das fertig war, fand er eine neue Herausforderung: ein Studium. Walchhofer arbeitet darauf hin, Master of Business Administration zu werden, mittels Fernstudium, "da kann ich lernen, wo und wann ich will". Die Hälfte hat er schon absolviert, die Nervosität ("vor der ersten Prüfung war es arg") hat sich gelegt. Die Tugenden aus dem Sportleben kann er mitnehmen.

Wie jene der Zielstrebigkeit, mit der er auf Schi akribisch am schnellsten Weg von oben nach unten arbeitet. Um am Freitag im Super-G und am Samstag in der Abfahrt zu gewinnen sowie zum Abschluss in Gröden den "Speed-Doktor" zu machen.