Der Wind, der Wind, das himmlische Kind. Das zeigte sich in St. Moritz auch gestern von seiner stürmischen Seite. Hatte der Maloja-Wind schon am Samstag für den Abbruch des Super-G gesorgt, so hätte er gestern auch beinahe den zweiten Durchgang des RTL verhindert. Noch Samstagabend prophezeite der Schweizer Wetterexperte Felix Blumer: "Für den ersten Lauf sind Böen um 70 km/h möglich. Der zweite Durchgang kann problemlos durchgeführt werden."

Genau das Gegenteil war der Fall. Am Vormittag strahlte die Sonne, gab es während dem Rennen nur zwei Böen. Dafür blies der Sturm vor dem Finale mit Orkanstärke. Im oberen Streckenteil lagen die Tore fast am Boden, Sponsortransparente mussten abgebaut werden, damit sie nicht davonfliegen. Gleiches galt für das große Zieltransparent. Mehrere Helfer hatten riesige Mühe, die Teile am Boden zu halten. Damit die Damen wussten, wo das Ziel ist, wurden links und rechts der Piste zwei kleine Steher mit der Aufschrift "Ziel" aufgestellt.

An einen Start des Rennens zum geplanten Zeitpunkt war nicht zu denken, wieder musste der Wettermann in Aktion treten. Er versprach FIS-Renndirektor Atle Skaardal: "Zwischen 13 und 14 Uhr legt sich der Sturm, nur in diesem Zeitraum ist ein Lauf möglich." Diesmal behielt er recht. Mit verkürztem Startinterval, ohne die sonst übliche TV-Unterbrechung und Flehen Richtung Himmel wurde gestartet.

Am Ende freute sich die Französin Tessa Worely über ihren dritten Weltcup-Sieg - auf den Plätzen: Tanja Poutiainen und Tina Maze. Obwohl Österreichs Damen nur Mitfahrerinnen waren, strahlten doch drei so, als hätten sie gewonnen: Marlies Schild, Kathrin Zettel und Elisabeth Görgl. Schild fixierte in ihrem zweiten RTL seit 2008 Bestzeit im zweiten Lauf, wurde noch Zwölfte: "Das Gefühl passt wieder, die Angst ist endlich weg."

Zettel belegte bei ihrem Comeback Rang 13: "Ich bin total happy, da ich nicht wusste, ob ich kraftmäßig zwei Läufe durchstehen kann." Aber auch Görgl (11.), die trotz eines Innenbandeinrisses mit einem Tapeverband fuhr, überraschte. Mit Rang neun als beste Österreicherin war Andrea Fischbacher "nicht zufrieden, mir fehlt noch die Selbstverständlichkeit in den Toren."