"Es schaut nicht gut aus", war der Söldener Busfahrer pessimistisch, als es in der Früh die Gletscherstraße auf das Rettenbachjoch hinaufging. Und er sollte recht behalten. Der erste Durchgang des Herren-Riesentorlaufs ging noch pünktlich über die Bühne, aber dann ging in Sölden nichts mehr: Von Stunde zu Stunde wurde der Nebel dichter, von Stunde zu Stunde sank die Hoffnung bei den Fans, doch noch einen Finaldurchgang zu erleben. Um Punkt 14:30 Uhr kam dann die offizielle Meldung: Der Riesentorlauf wird abgesagt, der erste Durchgang nicht gewertet. Und damit ist er ins Wasser gefallen, der Weltcup-Auftakt der Herren.

Nebel, Wind und Schneefall

Viel Nebel, null Sicht: Viertelstündlich wurde der ursprünglich für 13 Uhr geplante Start des Finales nach hinten verlegt. Lange hat die FIS zugewartet. Zu einem Zeitpunkt, als jedem im Zielhang schon klar war, dass heute kein reguläres Rennen mehr möglich sein wird. "Ich habe mir schon um 13 Uhr gedacht, dass das Wetter nicht mehr besser werden wird", sagt die enttäuschte Ivanka aus Längenfeld, die vor allem Benni Raich und Bode Miller die Daumen gedrückt hat.

Auch bei Bianca und Valentina, die extra aus Vorarlberg angereist sind und seit den Morgenstunden im Zielgelände bei Minusgraden ausgeharrt haben, ist die Enttäuschung groß: "Die Absage ist sehr schade, aber wir sind trotzdem stolz auf die Österreicher."

Hundertstelkrimi im ersten Durchgang

Für die tausenden Schi-Fans ist die Absage doppelt schade, denn der erste Durchgang hatte sich zum echten Hundertstelkrimi entwickelt. Lediglich 15 Hundertstel Sekunden lagen zwischen den Top-6-Fahrern, gar nur drei Hundertstel zwischen den ersten Drei. In Führung lag etwas überraschend der Franzose Cyprien Richard. Dahinter lauern RTL-Weltcuspieger Ted Ligety (+0,02) und der Österreicher Philipp Schörghofer (+0,03) - ex aequo mit dem Italiener Davide Simoncelli.

Schörghöfer war nicht der einzige aus dem rot-weiß-roten Team, der noch alle Chancen auf einen Stockerlplatz hatte: Marcel Hirscher lag nach Durchgang eins auf Rang fünf (+0,13), Romed Baumann drei Plätze dahinter (+0,74). Der Routinier im Team, Benni Raich, lag nach einem schweren Patzer nur auf Rang 16. Der Pitztaler wird die Absage aber leichter verkraften, denn mit einem Rückstand von 1,55Sekunden ist sein Traum vom ersten Stockerlplatz in Sölden - zehn Versuche blieben bisher erfolglos - bereits zur Halbzeit im Nebel versunken.