Man glaubt es kaum. Aber irgendwie hatte Marcel Hirscher wirklich Angst. Angst davor, in der Luft zerrissen zu werden, weil er im Riesentorlauf keine Medaille gewonnen hatte. Aber die öffentliche Empörung, das befürchtete "Kopfabhacken" hielt sich in Grenzen. "Gott sei Dank", atmet der Salzburger da durch, "man hat offenbar gesehen, dass ich alles probiert habe." Im Idealfall hätte es eine Medaille gegeben. Als Ruhepolster. Um im Slalom (Samstag, 13.45/17.15 Uhr, live ORF eins) richtig angreifen zu können. Aber statt Polster gab es die "Arschkarte", wie Hirscher selber sagte. Dafür aber auch jede Menge Erkenntnis.

Sich selbst treu bleiben

Die wichtigste aus der Sicht des 24-Jährigen: "Ich habe gemerkt, dass es auch mir vergönnt ist, Vierter zu werden. Und deswegen habe ich keine Angst mehr davor." Klar, als großer Sieger gibt es eines, das Hirscher gar nicht kann: verlieren. Mit der Erkenntnis, die Niederlage anzunehmen, ist auch der Erfolgsrucksack ein wenig geschrumpft. Aber das war nicht die einzige Lehre, die Hirscher gezogen hat: "Ich bin draufgekommen, dass auch das hier nur ein Rennen ist, genau genommen sogar ein kleineres als manche Weltcuprennen. Ich meine, wenn dich in Schladming 50.000 anfeuern, dann ist das genial - aber auch eine Challenge." Die Schlussfolgerung ist für Hirscher daher nur logisch: "Ich will mir selbst treu bleiben. Das heißt für mich, ich werde alles riskieren. So fahren, wie ich gekommen bin: Gib ihm - oder weg!"

Allerdings macht sich Hirscher Sorgen. "Ich will nicht jammern. Aber ich bin kein Held, wenn es frühlingshaft wird. Das war ich nie und werde ich nie werden." Aber? "Das sind die Ausgangsbedingungen. Man muss sie annehmen und kämpfen - aber das tu ich den ganzen Winter!" Bleibt Hirschers letzte Erkenntnis: "Wer nie verliert, hat den Sieg nicht verdient!" Zusatz: Von seinen letzten 25 Slaloms hat Hirscher zwölf gewonnen.