Herr Hirscher, wie empfinden Sie bisher Sotschi aus der Ferne nach den vielen Unkenrufen, die im Vorfeld laut geworden sind?

Marcel Hirscher: Sportlich bin ich total begeistert und freue mich nun schon extrem, auch dort zu sein. Auch über den Bildschirm hat mich das Olympiafieber voll gepackt. Die Kritik im Vorfeld empfand ich nicht als Unkenrufe. Themen wie Menschenrechte haben immer ihre Berechtigung.

Welche Schwerpunkte haben Sie im Training gesetzt?

Hirscher: Sowohl im Slalom als auch im Riesentorlauf haben wir weiter am Set-up herumprobiert und auch tolle Fortschritte gemacht. Auf der Reiteralm herrschen ideale Bedingungen, wie sonst wohl kaum wo in Österreich. Und da konnten wir auf höchstem Niveau trainieren. Das Motto war Qualität vor Quantität. Wenige gute Fahrten auf selektiven, anspruchsvollen Pisten und Kursen.

Lassen sich die Verhältnisse in Sotschi daheim kopieren?

Hirscher: Man kann versuchen, ähnliche Hänge zu finden. Doch das Hauptkriterium wird das Wetter sein, und das kann man weder prophezeien noch kopieren.

Vor der Heim-WM in Schladming hat es Schlagzeilen gegeben wie "Hirscher = Gold". Sie haben nachher verraten, dass der Druck dadurch sehr groß war. Und jetzt? Hat die Goldene von Matthias Mayer etwas Druck von Ihnen genommen?

Hirscher (lacht): So ist es, die Nation hat der Mothl schon ,gerettet'. Ich kann jetzt einfach drauflosfahren. Werde ich eine Medaille erringen, ist das fein, gelingt es mir nicht, dreht sich die Welt genauso schnell weiter.

ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel hat nach Mayers Abfahrtsgold gemeint, das sei schon die wichtigste Medaille, und hat damit manche irritiert. Was haben Sie sich dabei gedacht?

Hirscher: Ich habe diese Aussage nicht gehört.

Nach den letzten Weltcuprennen haben Sie über Kreuzschmerzen geklagt. Haben Sie noch Beschwerden?

Hirscher: Ich hatte ja keine Schmerzen aufgrund einer Verletzung oder eines chronischen Leidens. Ich hatte einfach eine Art Hexenschuss. Das war nur von kurzer Dauer und vermutlich dem straffen Jänner-Programm zuzuschreiben.

Behagt es Ihnen, dass in Sotschi im Moment frühlingshafte Temperaturen von 16 Grad und mehr herrschen?

Hirscher: Warm habe ich es gern im Sommer, doch jetzt ist Winter und da hoffe ich auf kältere Temperaturen für nächste Woche.