Auf der einen Seite ist Ted Ligety so was wie der typische US-Amerikaner. Ein Skistar, der im Sommer auch Freeride-Filme dreht, gefährliche Abfahrten wagt. Auf der anderen Seite ist Ligety ein akribischer Arbeiter. Einer, der tüftelt, um immer besser zu werden. Und es gab einiges zu tüfteln. Als Kind war Ligety zu schwach, um in ein Skiteam aufgenommen zu werden. Er wurde nach Hause geschickt, flehte seine Eltern an, es ihn noch einen Winter probieren zu lassen, ihn zu unterstützen. Und plötzlich ging es bergauf. 2006, bei den Olympischen Spielen, gewann er als jüngster Skifahrer Gold - in der Kombination. "Wir waren sprachlos", erzählt Vater Bill, "weil das alles nur seiner Beharrlichkeit zuzuschreiben war." Und der Herr Papa überdachte seine Vorbehalte gegen die Skikarriere: "Ich sagte: Ted, das könnte noch etwas werden mit dem Skiding."

Der Weg nach oben

Zunächst wurde es aber wieder ruhiger um den Mann aus Park City, der direkt neben dem Skilift aufgewachsen war. "Der Lift war fast eine Art Babysitter für mich." Die großen Erfolge ließen auf sich warten. Ligety arbeitete weiter. Akribisch. "Ich wollte auf keinen Fall, dass diese Goldene ein One-Hit-Wonder, eine Eintagsfliege bleibt", sagt der 29-Jährige. In Vancouver gelang es ihm nicht. Wenn auch nur knapp, mit den Plätzen 5, 9 und 19. Aber er stellte ein wichtiges Detail fest: "Ich hätte damals besser sein können, wenn ich nur eine Kleinigkeit an meiner Mentalität geändert hätte, an meiner Art, wie ich in ein Rennen gehe."

Er fand diese Kleinigkeit. Und wurde zum "Mr. Riesentorlauf" des Weltcups. In Schladming 2013 machte er sich überhaupt zum König des Sports, eroberte drei Weltmeistertitel. Ein Kunststück, das seit 1968 niemandem mehr gelungen war. Ein Kunststück, das er auch in Sotschi wiederholen kann? "Ich bin im Vorjahr so gut gefahren, wie ich es nur kann. Es war ein Traum. Das zu wiederholen, wird sicher schwer - aber drei Medaillen sind auch hier nicht ausgeschlossen."

Es ist möglich, weil Ligety nach wie vor akribisch an seinem Erfolg arbeitet. Und weil er, wie er sagt, in diesem Jahr oft ein wenig Pech hatte. "Im Riesentorlauf", sagt er, "bin ich mir sicher, dass ich im Normalfall immer noch ein bisschen schneller fahren kann als Marcel Hirscher."

Zunächst muss er aber einmal schneller fahren als Alexis Pinturault oder Ivica Kostelic. Es geht um den Start in seine dritten Spiele, die eine Fahrt in die Ewigkeit werden können. Das Geheimnis hinter dem Erfolg? "Optimistische Lässigkeit", wie er es nennt: "Auch ich will so viele Rennen und Medaillen gewinnen wie nur irgendwie möglich. Aber du darfst das nicht in deinen Kopf lassen. Sonst blockiert es dich im Rennen."