Eine logische Erklärung? Fehlanzeige. Keiner konnte so richtig in Worte fassen, warum Österreichs schnellste Skifahrer in Gröden wieder einmal hinterherfuhren. Max Franz landete vor Georg Streitberger als bester auf Rang elf - das klingt nach Debakel. "Für diese Abfahrt", sagte ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel, "haben wir einfach nicht die richtigen Leute."

Widerspruch brauchte er nicht zu erwarten. Irgendwie waren alle ratlos. "Wir wissen ja selbst nicht genau, was los ist. Wir sind alle gut drauf, fahren alle gut Ski, haben alle ein gutes Gefühl - aber hier hilft das nichts, wir fahren alle hinterher", meinte Klaus Kröll, selbst über Platz 20 bitter enttäuscht. "Aber ich hab bald gespürt, dass ich nicht in Fahrt komme." Und letztlich landet man dann doch bei einer Begründung für das schlechte Abschneiden: "Gröden." Schon im Vorjahr gab es ein Debakel, als Joachim Puchner als 13. bester Österreicher war.

Zu wenig Gefühl?

"Vielleicht", sinnierte Georg Streitberger, "haben wir für diese Strecke einfach zu wenig Gefühl. Es ist so speziell hier. Und, einmal ehrlich: Der Letzte von uns, der hier wirklich gut war, war Michael Walchhofer. Insofern ist das Ergebnis keine Überraschung. Aber es darf keine Ausrede sein und keine geben - so was darf uns nicht passieren!"

Dabei waren einige gar nicht so unzufrieden - so wie Max Franz. "Ich habe zwei blöde Fehler eingestreut", meinte der Kärntner, "da wär schon noch was drinnen gewesen." Oder auch Matthias Mayer (16.): "Es war besser als im Training." Und sogar Hannes Reichelt meinte: "Ich war weit besser dabei als im Training." So schlimm sahen die Abfahrer die Niederlage nicht, auch wenn sie schmerzte. "Wir haben in Übersee vier Podestplätze herausgefahren - und sobald es wieder echte Kurven gibt, sind wir wieder dabei. In Bormio sieht die Sache anders aus", versprach Kröll.

So oder so droht Österreichs schneller Truppe das erste sieglose Kalenderjahr seit 1987 und der bitteren WM in Crans Montana. Nur noch in Bormio am 29. Dezember - da, wo Hannes Reichelt im Vorjahr den bisher letzten ÖSV-Erfolg in einer schnellen Disziplin holte - kann man das verhindern. Die Devise ist klar, sagt Georg Streitberger: "Wir brauchen Siege - und zwar nicht nur einen, sondern mehrere."