Ein bisschen schüchtern wirkt er noch, als er auf einmal derjenige ist, mit dem alle reden wollen im Team-Hotel. Nach dem zweiten Platz von Beaver Creek im Super-G geht es auf einmal rund um Otmar Striedinger, der ganz plötzlich mitten in der Weltklasse aufgetaucht ist und damit Kärnten zum Nummer-eins-Land im Speed-Team macht. Denn mit Striedinger, Max Franz und Matthias Mayer stehen auf einmal drei Kärntner mitten in der Weltklasse. Nicht die einzige Gemeinsamkeit: Alle drei haben schon einen oder mehrere zweite Plätze in dieser Disziplin aufzuweisen, nur der Sieg fehlt noch.

Aber der Sieg ist für Striedinger auch nach Platz zwei in Beaver Creek vorerst noch kein ernsthaftes Thema. "Vor der Saison habe ich es mir zum Ziel gesetzt, konstant in die Top 25 zu fahren. Daran hat sich auch mit Beaver Creek nichts geändert." Der einzige Unterschied: Striedinger weiß nun, dass er es kann. Und er weiß auch, dass Gröden ein Ort ist, an dem Außenseiter besonders oft aufzeigen. "Am Nebentisch", sagt er und deutet mit dem Kopf auf Hannes Reichelt, der 2002 aus dem Nichts auf Platz zwei fuhr, "sitzt so einer." Und Striedinger weiß auch, dass sein Landsmann Franz, der vor zwei Jahren mit hoher Nummer auf Platz fünf raste, ein anderes Beispiel ist. Überhaupt weiß der 22-Jährige viel über Gröden und die Vergangenheit. "Weil ich mich für Geschichte interessiere - und natürlich ganz besonders für Ski-Geschichte, für Biografien." 20 Mal, schätzt er, hat er sich etwa als Kind die Dokumentation über Franz Klammer angesehen.

Aufschwung

Jetzt ist er am Sprung, sich im Team zu etablieren. Warum? "Da muss ich Rudi Nierlich zitieren: Wenn's laft, dann laft's. Und bei mir läuft es im Moment eben." Der Super-G lag ihm immer schon ein wenig mehr als die Abfahrt. Vielleicht, weil er dann stark ist, wenn man sich überwinden muss, wenn es zur Sache geht. Vielleicht, weil er konditionell auf der Höhe ist, wie er meint. Ganz sicher aber, weil er über den Sommer viel am Material gebastelt hat.

Am Freitag im Super-G (12.15 Uhr, live ORF eins) wartet ein doppeltes Rennen: Denn just gegen Freund Mayer und Romed Baumann geht es um die letzten zwei Tickets für die Abfahrt.