Blond ist die neue Mode-Haarfarbe auf der obersten Stufe des Podestes bei den Damen-Speed-Events im Olympia-Winter. Nach Lara Gut und Maria Höfl-Riesch stand beim Super-G in St. Moritz die dritte Erblondete ganz oben auf dem Stockerl: Tina Weirather feierte ihren ersten Saisonsieg, fährt die bisher die Saison ihres Lebens. In neun Rennen schaffte sie einen ersten, drei zweite, einen dritten und einen fünften Rang. Dass diese Serie etwas mit der neuen Haarfarbe zu tun hat, bestreitet die 24-Jährige energisch: "Das ist harte Arbeit. Endlich einmal konnte ich eine Vorbereitung ohne Verletzung absolvieren." Sie gibt aber zu, erst seit Kurzem blond zu sein: "Ich wollte einmal etwas ausprobieren, da es auch viele andere Mädchen im Zirkus machen."

Den Erfolg in St. Moritz "schenkte" Weirather ihrer Mama Hanni Wenzel, selbst Olympiasiegerin, Weltmeisterin und zweifache Gesamtweltcupsiegerin, zum 57. Geburtstag: "Sie stand und steht immer hinter mir. An so einem Tag zu gewinnen, ist noch schöner." Zeit zum Feiern mit der Mutter bleibt aber nicht: "Ich muss trainieren, der RTL wartet." Training nach Rennen war lange unmöglich - insgesamt vier Kreuzbandrisse warfen sie immer zurück.

Frei im Kopf

"Ich bewundere sie für ihren Einsatz. Ich hatte ihr schon geraten, alles Hinzuwerfen. Doch Tina wollte unbedingt weiter Skifahren, jetzt wird sie dafür belohnt", sagt Papa Harti Weirather, selbst Abfahrts-Weltmeister 1982. Er erklärt auch, warum Tochter Tina so in Schuss ist: "Über den Sommer hat sie ihren körperlichen Zustand und die Skitechnik um einiges verbessern. Auch das Material passt. Und das Wichtigste: der Kopf hat die vielen Rückschläge endlich verarbeitet." Weil sie heuer auch mental so fit ist, konnte Weirather in aller Ruhe weiter Interviews geben, während die Zuschauer und der Rest der Weltcup-Damen gebannt auf die Videowall blickte.

Mit Nummer 44 raste Kajsa Kling Richtung Ziel, beendete das Rennen sensationell auf Platz zwei. Die Erste kommentierte das gelassen: "Im Ziel haben Elisabeth Görgl, Anna Fenninger und ich noch gesagt: die Kling ist heiß. Während des Interviews hörte ich die Leute aufschreien, ich dachte Kajsa wäre gestürzt. Dass sie Erste ist, kam mir nicht in den Sinn." Schon eher ein weiterer Erfolg im Riesentorlauf (10.30/13.30 Uhr). Denn Papa Harti weiß: "Das ist ihre stärkste Disziplin!"

Kling betätigte Schleudersitz für Görgl

Mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung - fünf unter den besten Zwölf - warteten die ÖSV-Damen beim Super-G in St. Moritz auf. Als Beste wurde Anna Fenninger Dritte, die unglücklichste war Elisabeth Görgl. Wie schon beim Super-G in Lake Louise landete die Steirerin auf Platz vier. Sie hatte das Unheil geahnt. "Ich bin jetzt Dritte, sitze auf dem Schleuderstuhl, denn die Kajsa Kling kommt noch", diktierte sie den Journalisten in die Notizblöcke. Nur die wenigsten nahmen das ernst und verließen den Zielraum.

Doch die 32-Jährige sollte recht behalten. Mit Nummer 44 fuhr die 25-jährige Schwedin auf Platz zwei und betätigte damit den Schleudersitz für Görgl. "Was habe ich euch gesagt, die wird noch für viel Aufsehen sorgen", meinte die Vierte, die trotzdem, "mit meinem Lauf sehr zufrieden war, da die Skitechnik wieder passt. Ich pirsche mich langsam an die Spitze an. Bis zum wichtigsten Rennen in Sotschi bleibt noch ein wenig Zeit."

Auch Fenninger strahlte über ihren vierten Podestplatz in diesem Winter: "Das Gefühl während der Fahrt war richtig gut, es gibt Selbstvertrauen. Wenn du mit einem Fahrfehler, der viel Schwung gekostet hat, auf das Stockerl fährst, hast du viel richtig gemacht." Das gilt auch für die Fünfte, Niki Hosp: "Der Rang ist für mich nicht so entscheidend, wichtig ist, es geht wieder aufwärts." Den RTL lässt die Tirolerin aus. Fenninger zählt zu den Favoritinnen, nimmt die Rolle an: "Du zählst nur zu den Sieganwärterinnen, wenn du gut bist. Die zwei Tage Riesentorlauftraining im Kühtai waren super."