Anna Fenninger will immer gewinnen. Die Salzburgerin zählt, gemeinsam mit Freundin Lara Gut, zu den Ehrgeizigsten im Damen-Weltcup-Zirkus. Doch im Gegenteil zu vielen anderen Damen zeichnet die 24-Jährige eine besondere Gabe aus. "Anna kann ihren Ehrgeiz richtig einsetzen. Während er manchen Frauen auf dem Weg nach oben im Weg steht, nützt sie ihn für sich aus. Sie lässt ihn nicht zur Belastung für ihre Ziele werden, sondern sieht ihn als Aufstiegshilfe", erklärt ÖSV-Damenchef Jürgen Kriechbaum.

Doch das war nicht immer so. Auch Fenninger musste lernen, ihre Erwartungen zu zügeln. Das galt besonders in jener Zeit, als sie den Europacup dominierte, danach von allen als neue "Annemarie Moser-Pröll" bezeichnet wurde. Das alles liegt hinter der Adneterin, die sich heute auf einen Menschen ganz besonders verlässt: Freund Manuel, früher selbst aktiver Snowboarder. Er ist schuld, dass Fenninger heuer als "blonder Engel" über die Pisten der Welt rast. "Er hat mir immer gesagt, ich traue mich nicht, meine Haare blond zu färben. Irgendwann war es mir zu viel und jetzt bin ich blond. Aber keine Blondine, über die man Witze macht", stellte Fenninger klar. Wie sollte man auch Witze über sie machen, stand sie doch in dieser Saison bereits drei Mal auf dem Podest. In St. Moritz gelang ihr das noch nie: "Ich war noch nie besser als Siebente. Es kann nur besser werden." Das gestrige Hangbefahren für den heutigen Super-G um 11.30 Uhr ließ die 24-Jährige aus, trainierte lieber im tirolerischen Kühtai Riesentorlauf: "Den Hang in St. Moritz kenne ich gut genug. Es war wichtiger für mich, Riesentorlauf zu trainieren, da mir in dieser Disziplin in dem Winter noch ein Podestplatz fehlt."

Sehr zielstrebig

"Das passt genau zu Anna, die sehr zielstrebig ihren Weg geht, der vielleicht einmal im Gesamt-Weltcupsieg gipfelt", meint Kriechbaum. Über den will Fenninger nicht reden: "Der kommt von selbst, wenn die Zeit dafür da ist." Sehr wenig Zeit bleibt ihr für das Slalomtraining. "Im Herbst hatte ich noch Probleme mit meiner Patellasehne, musste mit dem Trainingsaufwand haushalten. So kam ich auch nicht dazu, meine Schwächen zu beseitigen, konnte nur an den Stärken arbeiten." Sicher stark wird heute der Auftritt von Lara Gut sein, die just im Nobel-Skiort ihr erstes Weltcuprennen gewann und versprach: "Eines der beiden Rennen hier gewinne ich!"