Sein Sturz war furchterregend und hat nun ein neues Helm-Zeitalter ausgelöst. 57 Tage musste Hans Grugger 2011 nach seinem bei einem Trainings-Crash in Kitzbühel erlittenen Schädel-Hirn-Trauma im Krankenhaus verbringen. Nicht zuletzt dieser Unfall des österreichischen Skirennläufers hat bewirkt, dass im alpinen Ski-Weltcup ab sofort nur noch mit neuen und sichereren Rennhelmen gestartet wird.

Intensive Forschungen

Größer, dicker und damit noch sicherer sind vereinfacht ausgedrückt die neuen Helme, die seit dieser Saison in Abfahrt, Super-G und Riesentorlauf eingesetzt werden müssen. Eigentlich hätte der verbesserte Kopfschutz laut dem neuen FIS-Reglement schon ab dem Saisonbeginn in Sölden durchgehend auf den Köpfen der Athleten sitzen sollen.

Doch zwei Hersteller wurden aus unterschiedlichen Gründen mit der Produktion nicht rechtzeitig fertig. Damit werden die Helme erst diese Woche in Lake Louise (Herren) bzw. Beaver Creek (Damen) verpflichtend vorgeschrieben.

"Gerade Kitzbühel damals hat gezeigt, wie wichtig das Thema ist", begrüßte FIS-Renndirektor Atle Skaardal vor den Damenrennen in Beaver Creek die intensiven Forschungen, die nach dem Grugger-Sturz eingesetzt haben und nun zu einem erneut verbesserten Sicherheitsstandard punkto Schutz des Gehirns geführt haben. Obwohl Grugger schon damals einen über der Norm liegenden Helm benutzt hatte, waren ihm u.a. schwere Kopfverletzungen nicht erspart geblieben.

Aber nicht nur in den Speed-Bewerben wird der neue Kopfschutz vorgeschrieben, sondern auch im Riesentorlauf. Hersteller POC etwa hat durch Analysen mit High-Speed-Kameras festgestellt, dass Athleten die Tore wiederholt mit dem Helm touchieren, um die kürzeste Linie zu fahren. Die wiederkehrende Schläge und Kräfte bei einem einzigen Rennen betragen dabei bis zu 70 G. Das entspreche der Kraft von zwei American-Football-Spielern, die Helm an Helm mit voller Geschwindigkeit frontal kollidieren.

Kontrollen vorgesehen

Die neuen Helme sorgen nun dafür, dass die stoßdämpfende Eigenschaften nochmals verbessert und die Energieübertragung auf den Kopf minimiert wird. Die anfängliche Kritik, dass größere Helme die Aerodynamik negativ beeinflussen, ist inzwischen abgeklungen. Um sicherzustellen, dass alle Läufer und Läuferinnen den neuen und speziell gekennzeichneten Kopfschutz auch verwenden, werden am Start und im Ziel Kontrollen durchgeführt.

Die erste Läuferin, die mit dem neuen Rennhelm an den Start des ersten Abfahrts-Trainings auf der neuen WM-Piste "Raptor" geht, ist die Deutsche Gina Stechert. 16 Jahre, nachdem Stefan Krauss 1997 die Herrenstrecke "Birds of Prey" als erster unter die Ski genommen hatte, ist es damit wieder einer Deutschen vorbehalten, eine Rennstrecke in Beaver Creek einzuweihen.