Die Sonne strahlt auf dem Hintertuxer Gletscher, das Skiwetter ist perfekt. Und als Hermann Maier die Szene betritt, sind die Skifahrer rundherum elektrisiert. Nach wie vor bewegt Maier. Nur, die Sonne, die macht Hermann Maier an diesem Tag nicht glücklich.

Warum stört Sie die Sonne?

HERMANN MAIER: Weil das Wetter viel zu gut ist. Bei Bekleidung merkt man ja erst bei Schlechtwetter, was sie taugt. Insofern ist es ein bisschen schade, dass es so schön ist. Da kann man es nicht ausprobieren, was wir uns ausgedacht haben.

Sie selbst scheinen zufrieden zu sein mit Ihrer Kollektion, der dritten. Wie viel tragen Sie dazu eigentlich bei?

MAIER: Sehr viel, meine ganze Erfahrung. Es ist mir wichtig, dass die Kollektion all das erfüllt, was ich mir vorstelle. Und es gibt viele Vorschläge, die ich ablehne.

Was ist heuer neu?

MAIER: Wir haben intensiver an der Damenkollektion gearbeitet, was ein bisschen schwer für mich ist, weil da pass' ich selbst nicht zum Probieren hinein. Und dann gibt es die Kinderkollektion. Die ist mir wichtig.

Weil Sie jetzt selbst Vater sind?

MAIER: Weil ich mich selbst erinnern kann, wie es als Kind war. Da nutzt man ja Kleidung viel intensiver. Wenn die Eltern in der Hütte sitzen, spielen die Kinder im Schnee. Die muss schon was aushalten, die Kleidung.

Und wieder haben Sie von Ihren eigenen Kindern abgelenkt. Es ist eigentlich bemerkenswert: Es gibt noch immer kein Foto von den Kindern. Wie machen Sie das?

MAIER: Weil Privates privat bleiben soll. Ein Foto von meiner Freundin gibt es ja, das ist eines zu viel. Wir haben die Schwangerschaft und die Geburt veröffentlicht, das muss genügen.

Und wie ist das Leben als Papa? Was gibt's für Geschichten zu erzählen?

MAIER: Jetzt hat Weihnachten wieder einen echten Sinn. Darauf freue ich mich. Das hat mich als Kind schon fasziniert, dieses Ritual. Darauf freue ich mich wirklich. Für Geschichten sind meine Mädchen (Liselotte und Florentine, Anm.) noch zu jung.

Verstehen Sie das Interesse an den Zwillingen? Die immer gleiche Frage, ob Sie auch Windeln wechseln?

MAIER: Ja, das verstehe ich schon. Die Leute wollen wissen, wie sich jemand bei Alltäglichem macht. Einer, der vorher Perfektionist war, wie macht sich der, wenn er Dinge machen muss, die jeder machen muss? Das interessiert schon.

Und? Wie machen Sie sich?

MAIER: Nur so viel: Jeder, der selbst Kinder hat, weiß, dass man mit Fortdauer weniger oft Windeln wechselt, dafür wird der Inhalt mehr.

Was bedeuten Kinder für Sie?

MAIER: Kinder sind etwas Besonderes. Aber man sollte sie trotzdem normal behandeln. Ich habe mein bestes Werk schon vollbracht. Ich habe die Kinder erst nach der Karriere bekommen. Jetzt kann ich mir Zeit nehmen, das ist das Zauberwort. Ich habe das Privileg, jetzt Zeit zu haben. Aber man muss die Zeit, die man hat auch vernünftig nützen.

Ein Grund, warum man Sie nur noch selten in der Öffentlichkeit trifft?

MAIER: Das Gesellschaftsparkett ist nicht meine Sache, ja. Ich bin lieber in der Natur.

Und doch raschelt es, wenn Sie sich zu Wort melden. So wie bei Ihrer Kritik am Skiverband bei der WM. Ist seither etwas passiert?

MAIER: Nein, da war nur Stillstand. Insofern wundert es mich auch, dass die Aufregung damals derart groß war, wenn danach ohnehin Stillstand ist.

Das Bild ähnelt aber: Wie zu Ihrer Zeit gibt es mit Marcel Hirscher jetzt einen, der alles überstrahlt. Wie würden Sie die Situation beurteilen?

MAIER: Jeder ist doch zufrieden, das ist das Schönste. Kritik ist nicht erwünscht, manche Medien dürfen auch nicht kritisieren, weil sie dann ausgeschlossen werden. Aber man muss ja nur mit früheren Zeiten vergleichen, dann sieht man, dass nicht mehr alles so gut ist.

ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel soll jetzt auch den Sommersport lenken. Würde Sie so eine Aufgabe auch reizen?

MAIER: Im Moment hätte ich keine Pläne in diese Richtung.

Ihr größter Luxus im Moment?

MAIER: Es ist alle kontrollierbar, im Vergleich zu meiner Karriere. Ich kann mir alle Anfragen anschauen, abwägen, entscheiden. Ich kann mein Leben organisieren. Das war früher nicht immer möglich.

Und was reizt Sie noch?

MAIER: An sich nichts, wo Wettkampf im Spiel ist. Außer vielleicht so eine Paris-Dakar-Rallye. Oder Projekte mit der Natur. Dafür steht mein Name ja auch irgendwie.