Herr Kriechbaum, die Phase der Einarbeitung bei den Damen war kurz, oder?

Jürgen Kriechbaum: Es hat gleich mit dem zweitspannendsten Monat begonnen, weil wir im April Einiges umgestellt haben: Die Technikgruppe hat einen neuen Trainer, dazu haben wir mit der "Speed-II-Gruppe" eine dritte Weltcup-Gruppe installiert für junge Läuferinnen.

Und der spannendste Monat?

Kriechbaum: Der September mit den Trainings in Übersee. Wir haben alle lange hinübergeschickt und das Training hat sich ausgezahlt.

Was sind Ihre Herausforderungen?

Kriechbaum: Unsere Spitzenläuferinnen sollen spitze bleiben. Die, die verletzt waren - wie Kathrin Zettel oder Marlies Schild - sollen wieder dahin kommen. Und Jüngere sollen entstandene Lücken füllen.

Sie waren zuletzt zwei Jahre in Stams als Lehrer tätig. Was hat Sie wieder zurück in den Weltcup gebracht? Schlimme Schüler?

Kriechbaum: Nein, ich habe die Arbeit in Stams gern gemacht. Und sie hat sich ausgezahlt.

Weil?

Kriechbaum: Weil ich zuvor 18 Jahre im Trainer-Getriebe war. Und wenn man da herauskommt, kann man sich wieder selbst erden, bekommt wieder Boden unter den Füßen. Und man sieht gewisse Dinge doch anders, als wenn man immer in diesem Getriebe bleibt.

Die Erwartungen sind hoch ...

Kriechbaum: Aus welchem Grund?

Weil Österreich im Skisport zu siegen hat - es zählen Siege, Medaillen und der Gesamtweltcup.

Kriechbaum: Das würde ich mir selbst natürlich auch wünschen. Aber die Konkurrenz an der Spitze - Maze, Vonn, Riesch - ist einfach stark. Das sind absolute Ausnahmeathletinnen. Wir haben sehr gute Läuferinnen. Aus unserer Situation kann man keine Weltcupsiegerin planen - das wäre doch vermessen.

Was darf man dann erwarten?

Kriechbaum: Dass die Läuferinnen ihr Leistungspotenzial ausschöpfen. Dann stellen sich die Erfolge von selbst ein, bei Alt und Jung.

Was sind denn nun Ihre konkreten Zielvorgaben?

Kriechbaum: Im Sinne von Platzierungen habe ich keine, zumindest nicht vordergründig. Und das heißt nicht, dass wir kein Selbstvertrauen haben. Ich mag nur nicht, dass sich Erwartungshaltungen auf die Läuferinnen übertragen, weil das Druck erzeugt. Und Erwartungsdruck ist die größte Leistungsbremse.