Was war eigentlich die Initialzündung für Ihr äußerst offenherziges Buch?

KLAUS HEIDEGGER: Freunde meinten, mein Leben sei eine super Geschichte. Aber sie dachten dabei nur an meine Erfolge. Ich dachte darüber nach, sprach mit einem Freund und begann zu schreiben. Dann kam in mir der Gedanke auf: wenn schon ein Buch, dann mit der ganzen Wahrheit. Das half in letzter Konsequenz auch mir, es war quasi eine Therapie.

Sie sprachen von sexuellem Missbrauch in Ihrer Kindheit in Tirol und davon, dass der Täter noch unbehelligt seiner Wege geht.

HEIDEGGER: Soweit ich weiß, lebt er jetzt in Deutschland. Ich habe ihn als Erwachsener nur einmal bei einem Heimaturlaub in den USA gesehen, das war ein peinlicher Moment. Wir haben uns beide nicht angeschaut.

Warum kamen Sie erst jetzt auf die Idee, mit Ihrer Lebensgeschichte nach außen zu gehen?

HEIDEGGER: Früher war Sex tabu. Mein Vater starb früh, meine Mutter ging zwei Mal täglich in die Kirche. Durch das Skifahren kam ich von der Sache weg.

Wie sind Sie selbst mit dem Thema umgegangen?

HEIDEGGER: Ich ging erst mit 50 Jahren zu einem Psychologen, das war schwer und bedeutete viel Arbeit.

Wie wirkte sich das auf Ihr Privatleben aus?

HEIDEGGER: Auch meiner Frau (Jami, Anm.) habe ich erst vor fünf Jahren, also sehr spät, mitgeteilt, was passiert ist. Dadurch hat sie viele Sachen und vor allem mein Verhalten besser verstanden. Es war wichtig für mich und für uns beide.

Sie sprechen in Ihrem Buch offen davon, dass Doping auch in Ihrem Skisport auf der Tagesordnung stand. Ein schwarzer Fleck für den Nationalsport, den Sie mit Ihren Erfolgen (fünf Weltcupsiege, Anm.) ja auch geprägt haben.

HEIDEGGER: Doping war für die Athleten da, nur war ich zu naiv dafür. Ich dachte mir, ohnehin stark genug zu sein und das nicht zu brauchen.

Wie darf man sich den Dopingkonsum vorstellen?

HEIDEGGER: Offiziell wurde nicht darüber gesprochen, aber ein Gerüst war immer da, das wusste man in Athletenkreisen. Auch in Innsbruck gab es eine Stelle, an die man sich wenden konnte.

Nach Ihren Äußerungen könnte man vermuten, dass eine Lawine an Klagen auf Sie zurollt.

HEIDEGGER: Das ist die Wahrheit, und die ist, wie sie ist.