"Es war eine sehr durchwachsene Saison, sehr intensiv und mit sehr viel Emotionen", beschrieb Sportdirektor Hans Pum den abgelaufenen Winter. Präsident Peter Schröcksnadel bezeichnete den Triumph Hirschers als "keine Überraschung, aber riesige Leistung". Dass man mit Hirscher einen Ausnahmeathleten in den Reihen hat, da sind sich die Herren einig. "Ich habe mir nicht gedacht, dass das so leicht wiederholbar ist, er fährt ja nur zwei Disziplinen. Und der Slalom ist eine Risikodisziplin. Aber er hat das Vertrauen gehabt. Und auch ein Ingemar Stenmark hat das schon zusammengebracht, und in dieser Kategorie ist der Marcel jetzt für mich", meinte Schröcksnadel. "Wir können stolz sein, dass wir so einen Superstar wie Marcel haben, er bewegt ein ganzes Land. Er spricht die Jugend an, er hat uns schöne Momente geschenkt."

"Das war eine schwierige Zeit für uns alle"

Das Alpinteam hatte keinen leichten Start in die Saison, Pum und auch Herren-Rennsportleiter Mathias Berthold erinnerten in ihren Bilanzgesprächen mit Journalisten an den tragischen Autounfalltod von Björn Sieber einen Tag vor dem Weltcup-Auftakt in Sölden. "Das war eine schwierige Zeit für uns alle. Es gab im Verlauf der Saison immer wieder Momente, wenn es nicht so lief, da habe ich gedacht, dass es dramatischere Sachen gibt", erzählte Berthold.

Die Speed-Herren errangen durch Reichelt in Bormio nur einen Sieg. "Es war ein 'up and down'. Aber wir hatten viele Podest- und Top-Ten-Plätze und waren mit einer sehr jungen Mannschaft dabei. Unsere Speed-Gruppe befindet sich seit zwei Jahren im Generationswechsel", sagte Berthold. Verletzungen blieben auch nicht aus, und Klaus Kröll ging mit Trainingsrückstand in den Winter.

Für die kommende Saison müsse man wieder mehr Läufer in die Position bringen, Rennen zu gewinnen. Das gilt vor allem auch für den Riesentorlauf. "Die Umstellung auf das neue Material verlief nicht wie erwartet. Unsere Mannschaft hatte mit Ted Ligety die Vormachtstellung und diese verloren. Wir müssen die Ärmel hochkrempeln und das umdrehen. Das ist kein Hoffen, das erwarte ich mir", machte Berthold klar. Augenscheinlich sei, dass sich Läufer, die vom Slalom kommen, mit den neuen Riesentorlauf-Ski leichter getan haben als jene, die von der Abfahrt kommen.

Im Slalom hätten "Marcel" fantastisch und "Mario sehr gut" agiert, so Berthold über Disziplinsieger und Weltmeister Hirscher und den WM-Dritten Matt. In dieser Disziplin wird man in Bälde das Gros der Läufer aus Altersgründen verlieren (Matt, Manfred Pranger, Benjamin Raich, Reinfried Herbst), Junioren-Weltmeister Manuel Feller ist von den Jungen der Einzige, der bereits im Weltcup regelmäßig antritt. In der Super-Kombination versucht man ein Team mit Max Franz, Reichelt, Matthias Mayer, Manuel Wieser aufzubauen, auch Hirscher sei für die Zukunft ein Thema.

Potenzial ist jedenfalls vorhanden

Die Damen blieben beim Abschied von Rennsportleiter Herbert Mandl ohne Kugelgewinn. So komplette Skiläuferinnen wie die Slowenin Tina Maze habe man derzeit nicht in den Reihen, aber auch sie habe zehn Jahre gebraucht, um den Gesamtweltcup zu gewinnen, betonte Mandl. Anna Fenninger, die hinter Maze und der Deutschen Maria Höfl-Riesch Dritte wurde, liegt auf der Lauer. Das Potenzial ist auch bei der wiedererstarkten Nicole Hosp und Kathrin Zettel vorhanden, bei Letzterer lässt dies aber die Gesundheit nicht mehr zu. Der Niederösterreicherin geht regelmäßig im Februar die Kraft aus.

Der Ausfall von Slalomläuferin Marlies Schild schmerzte freilich, Zettel und Michaela Kirchgasser konnten diesen nicht kompensieren. Der zweite Rang von Bernadette Schild in Lenzerheide war ein erfreulicher Abschluss. "Mit einer Läuferin wie der Mikaela Shiffrin sind wir seit einer Zettel nicht mehr gesegnet gewesen. Sie ist eine absolute Ausnahme", weiß Mandl über die US-Amerikanerin zu sagen.

Fenninger hat ihr Megatalent früh aufblitzen lassen, es sei im Weltcup aber von Anfang an nicht so geschmiert gelaufen. "Sie hat aber das Potenzial, im Riesentorlauf und Super-G mit Maze mitzuhalten. Jetzt kommt es bei ihr ja ins Laufen", sprach er die drei Saisonsiege, zwei davon auf den letzten Stationen, an.

Die Abfahrtsschwäche im Team lässt sich nicht verhehlen. "Da sind wir dünn aufgestellt, mittelfristig sehe ich aber gutes Potenzial", gibt Mandl seinem Nachfolger mit auf den Weg. Elisabeth Görgl und Andrea Fischbacher ließen im Winter auf der Speed-Seite aus, Regina Sterz und Stefanie Moser waren vereinzelte Lichtblicke.

Die Damen brachten es 2012/2013 auf 4 Siege, 11 zweite und 8 dritte Plätze (in der Saison zuvor 10/6/12), die Herren auf 7/16/11 (14/9/17). Die Nationenwertung wurde zum 34. Mal und zum 24. Mal in Folge gewonnen. "So schlecht war die Saison nicht, man kann nicht immer alles gewinnen", bilanzierte Schröcksnadel. "Dass wir den Nationencup immer gewinnen, ist nicht so leicht, wie es aussieht", merkte Pum an.

In den nächsten Wochen stehen die Analysen an, das betrifft auch den Bereich unter dem Nationalteam. Denn mit den Europacup-Ergebnissen bei den Herren sei man beispielsweise "nicht zufrieden gewesen", sagte Pum. "Erfreuliche Ergebnisse wie bei der Junioren-WM oder den EYOF dürfen über Schwächen nicht hinwegtäuschen. Wir werden das sehr genau analysieren." Bei der WM der Junioren in Kanada holte das ÖSV-Team vier Goldene, zwei Silberne und eine Bronzene. Beim Europäischen Olympischen Jugend-Festival (EYOF) in Brasov lautete die Bilanz 2/2/1.