Nach 28 Jahren als Trainer und davon zuletzt elf Saisonen als Rennsportleiter und sportlicher Leiter der österreichischen Skidamen fällt Herbert Mandl der Abschied aus dem Business nicht leicht. "Sehr viel Wehmut" war dabei, als sich seine Athletinnen beim letzten Weltcup in Lenzerheide mit einem Spalier und Umarmungen von ihm verabschiedeten. Der Niederösterreicher blickt auf eine erfolgreiche Zeit zurück, vor allem die schönen Momente wird er in Erinnerung behalten - und davon erlebte der zweifache Familienvater, der Chef der Ski Austria Academy in St. Christoph am Arlberg wird, viele.

37 Medaillen bei Großereignissen

Die Bilanz in Zahlen besagt, dass die Damen in seiner Zeit als Chef von 2002 bis 2013 37 Medaillen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften errangen, zehn Mal gab es Einzel-Gold. Auf Weltcup-Ebene war der Gesamtsieg von Nicole Hosp vor Marlies Schild 2007 das Highlight, weiters durfte er sich über 15 Disziplin-Kugeln freuen. In seiner Abschiedssaison kam keine dazu. "Wenn man leer ausgeht, tut das weh, aber es war trotzdem eine gute Saison", sagte Mandl.

Die Wertigkeit der diversen Goldmedaillen vergleichen wollte Mandl nicht, weil er keine Athletin besonders hervorheben wollte. Und auch bei der Frage, ob es in der langen Zeit im ÖSV eine Lieblingsschülerin gegeben habe, zierte er sich erst, meinte dann aber: "Alexandra Meißnitzer, weil ich beim Werdegang dabei war. Erst im Europacup, und dann 1999 als sie die Kugeln im Weltcup gewonnen hat. Das war alles sehr emotional." Das traf auch auf die Zeit zu, als die Salzburgerin von Verletzungen geplagt war, ehe sie im März 2008 die Karriere beendete.

"Böse Augenblicke" seien die Momente gewesen, wenn sich Läuferinnen verletzt hätten, wie beispielsweise Renate Götschl, Meißnitzer oder Marlies Schild. Er musste auch öfter mitansehen, wie aufgrund von Verletzungen "Karrieren nicht entstehen konnten". Generell sei die Arbeit mit den Athletinnen "sehr schön" gewesen, auch das Feedback, das er bekommen habe, habe er sehr geschätzt.

"Frauen ticken nicht anders"

Wenn man mit weiblichen Athleten arbeitet, brauche man eine gewisse Hingabe, meinte Mandl. "Man braucht Trainer, die das auch wollen. Frauen ticken nicht grundsätzlich anders als Männer, der Trainingszugang ist sehr ähnlich, sie erleiden und ertragen gleich viel." Aber die Auseinandersetzung sei eine intensivere als mit Burschen, man müsse bedachter bei der Wortwahl sein.

Trotzdem habe er als "sehr strenger Trainer" immer "sehr deutliche Worte" gefunden. Der Rat an seinen Nachfolger? "Wichtig ist es, die Damen zu verstehen und durchaus hart anzufassen. Weichere, mildere Maßnahmen führen nicht zum Erfolg."

Mandl ist stolz, stets eine "so gute Crew", hinter sich gehabt zu haben, mit der man "gut und in aller Freundschaft" über alles habe diskutieren können. Er hat in seiner Zeit als Trainer "kein Rennen verschlafen" und "kein Training ausgelassen". Lieblingsdestinationen waren Neuseeland (16 Trainingslager) und Colorado.

"Die Familie leidet darunter"

Die vielen Reisen und ständige Abwesenheit von Zuhause waren auch Grund, warum sich Mandl zum Aufhören entschloss. "Die Familie leidet darunter, da habe ich jetzt eine gewisse Bringschuld." Auch der Körper wurde von den vielen Stunden am Berg gefordert. "Da gibt es Grenzen. Ich spüre, dass das nicht mehr nur gut tut."

Auf seine neue Aufgabe freut er sich, auch weil er sich damit weiterhin im Skisport bewegt. "Der Skisport ist mein Lebenselixier. Das ist nun ein neuer Bereich, wo man sich selbst finden kann. Eine neue spannende Aufgabe, die Motivation fordert." Ein großes Anliegen ist es ihm, die Jungen wieder besser Skifahren zu lehren, die Carvingski hätten vieles verändert. Was er von den Sportlern gelernt habe? "Viel. Die Zielstrebigkeit ist imposant. Und dass die Leistung sehr viel von der Psyche und vom emotionalen Zustand abhängt."