Sie sind das höchste Objekt der Begierde für alle Skisportler: die Kristallkugeln für Gesamt- oder Disziplinen-Weltcups. Und wer sie erstmals in Händen hält, so wie Mikaela Shiffrin etwa, ist meist überrascht - vom Gewicht nämlich. Zwölf Kilogramm wiegt die große Kugel für die Gesamtwertung, noch immer acht die kleine für die Disziplin. Dabei gleicht keine der anderen aufs Haar. Denn die Kugeln sind allesamt per Hand einzeln hergestellt. Oder besser: per Mund. Denn jeder einzelne Pokal, oder besser der Rohling, ist mundgeblasen. Bei der Feinarbeit, polieren, schleifen, gravieren, geht praktisch jede zweite Kugel noch einmal zu Bruch, weil es eine so feine Arbeit ist.

So weit so gut - das Problem ist nur: Es gibt gerade noch einen einzigen Glasbläser, der diese speziellen Kugeln herstellen kann. "Wen dem etwas passiert, dann haben wir wirklich ein Problem", erzählt Alois Adam, der Betriebsleiter der Firma. Fieberhaft sucht man daher in Bayern derzeit Nachwuchs. "Wir haben schon an die 20 Glasbläser anderer Firmen probiert, alles ausgezeichnete Fachleute. Aber diese Kugeln sind zu speziell."

Nachwuchssorgen

Und weil die Arbeit anstrengend ist und zum anderen viele Glaserzeuger immer mehr maschinell herstellen, ist es schwer, geeigneten Nachwuchs zu finden. "Wir hoffen, dass wir bald zwei geeignete Lehrlinge finden, die die Kunst erlernen." Sonst ist es im schlimmsten Fall bald aus mit den Glaskugeln. Dabei braucht man jährlich eine ganze Menge davon. "Allein für den Skiverband stellen wir pro Jahr 13 große und 64 kleine Kugel her - von Alpinski über Skispringen, Kombination, Langlauf bis hin zu Freestyle und Skicross", erzählt Adam. Dazu kommen noch 13 Kugeln für Nationen- und Teamwertungen. Der Wert jeder Einzelnen? "Das ist auf jeden Fall ein ideeller", sagt Adam - was die Kugeln wirklich kosten, bleibt geheim. Klar ist: die große Kugel ist mehrere tausend Euro wert.

Dabei ist die Arbeitszeit des Bläsers kurz: gerade eine halbe Stunde hat er Zeit, um den Rohling - "mit einblasen", wie Adam erklärt, fertig zu stellen, dann ist das Glas abgekühlt und hart. Insgesamt braucht man rund zwei Tage, bis eine Kugel fertig ist. Und zu Saisonende geht es dann zu den Finalis in die ganze Welt. Adam: "Aber nur in Spezialkoffern, damit nichts passiert!"