Vielleicht ist es die Leichtigkeit, die fasziniert. Das Spielerische, mit dem Marcel Hirscher auf Ski die Welt in Schach hält. Auf eine Art und Weise, die es im Weltcup schon lange nicht mehr gegeben hat. Denn das ein Fahrer mit nur zwei Disziplinen im Programm den Gesamtweltcup gewinnt, das war schon lange nicht mehr der Fall. Genau genommen seit 1997 und Luc Alphand. Und genau genommen auch nur deshalb, weil Marcel Hirscher im einzig gefahrenen Super-G der Saison keine Weltcup-Punkte machte. Der zwei Super-G im Plan fiel beim Weltcup-Finale in Lenzerheide ja dem Wetter zum Opfer. Sonst hätte das Ausnahmetalent ja vielleicht auch heuer Punkte in dieser Disziplin gemacht, wie im Vorjahr in Schladming. Das Ergebnis ist dasselbe: Wie im Vorjahr wird der nun 24-Jährige wieder die große Kristallkugel in den Himmel recken. Am Sonntag.

Der "andere" Sieg

Abheben wird Hirscher auch nach diesem Jahr deshalb nicht. Dazu ist er zu geerdet, aus dem Elternhaus. Dazu reflektiert er viel zu sehr, was rund um ihn geschieht. Und, wie er sich selbst präsentiert. Am Tag, nachdem der zweite Triumph feststand, ist er deswegen alles andere als losgelöst. "Anders" sei dieser Erfolg, sagt er, "weil beim ersten Mal noch vieles unbewusster passiert ist. Heuer hatte ich einen perfekten Start, ich wusste, dass alles passt und ich es kann - wenn wir alle unsere Leistung bringen."

Wir, das ist "das Umfeld". Oft erwähnt Hirscher das Gesamtpaket, das für den Erfolg ausschlaggebend ist: "Ich bin das größte Puzzle-Stück, aber um mich gibt es hunderte Mosaiksteinchen, die ein ganzes Bild ergeben. Ich bin zwar der, der die Erfolge einfährt, der außen steht, aber hinter meinem Rücken sind sehr viele Leute sehr wichtig. Jeder muss seinen Job auf demselben Niveau wie ich erfüllen, damit ich meine Leistung erbringen kann."

Das passierte heuer sehr oft. 16 Mal war er bei 18 Rennen auf dem Podest, ein schier unglaublicher Rekord. Hirscher treibt sein Umfeld zu denselben Höchstleistungen, wie es vielleicht Michael Schumacher in seiner Glanzzeit in der Formel 1 getan hat. Wie er sich dafür bedankt? "Mit einem normalen Danke nach jedem Rennen, einem Händeschütteln nach jedem perfekten Training. Das ist mehr Wert als jede Kiste Bier nach dem Erfolg, als alles Materielle." Die Leistung aller zu respektieren und zu registrieren - Hirscher tut das.

Start auch in den Speed-Disziplinen?

Auch künftig wird sich das nicht ändern. Angedacht ist, dass er eventuell mehrere Disziplinen in Angriff nimmt. "Aber das müssen wir erst analysieren. Ich war heuer am Limit, was die Koordination von Terminen und Training betrifft. Ich war zwar ,on fire', aber durchgehend unterwegs, ohne Pause. Das heißt, dass ich und mein Umfeld noch professioneller arbeiten müssen."

Denn Ziele hat Hirscher noch genug, "aber nicht darin, so oder so viele Stockerlplätze einzufahren. Spaß muss es machen." Olympia 2014, das ist so ein Ziel. Dafür arbeitet er schon heute. Um am Ende belohnt zu werden, wie am Sonntag. "Im Moment fühle ich mich noch wie bei einer Schularbeit, auf die ich einen Einser habe. Aber das Heft, den Pokal, kriege ich erst am Sonntag. Und dann kommt sicher auch die große, echte Freude."