Sein zweiter "depperter Glasbecher" ist die Krönung einer weiteren Bilderbuch-Saison, der Salzburger ist mittlerweile vom Jung- zum absoluten österreichischen Super-Star aufgestiegen.

In dieser Rolle leistet sich Hirscher durchaus "Extrawürste", wie er es auch selbst immer wieder bezeichnet. Diese rechtfertigt er aber mit seinen eindrucksvollen Erfolgen, eventuelle Kritik erstickt er damit bereits im Keim.

Die Hirscher-Truppe ist ein Team im Team. Sein Vater Ferdinand, der den stets als Ausnahmetalent gehandelten Junior seit frühester Kindheit Richtung Weltspitze führte, gehört ebenso dazu wie ÖSV-Slalom-Coach Michael Pircher und Servicemann Edi Unterberger. Das Privileg, seine Freundin Laura zu den Rennen und in die ÖSV-Quartiere mitzunehmen, lässt sich Hirscher längst nicht mehr nehmen.

Während der WM in Schladming schlief der Annaberger sogar daheim, auch in den Nächten vor den Rennen. Mit Stefan Illek hat die derzeit heißeste ÖSV-Aktie auch einen persönlichen Medienbetreuer. Das System Hirscher funktioniert präzise und erfolgreich wie ein Schweizer Uhrwerk.

Während Hirscher am Donnerstag aufgrund des Sturzes seines Teamkollegen Klaus Kröll nicht in Partystimmung war, erlebte er im Februar bei der Heim-WM in Schladming die bisher emotionalsten Stunden seiner Ski-Karriere. Im die WM abschließenden Slalom wurde er den riesigen Erwartungen von ganz Ski-Österreich gerecht und raste zu Gold. Davor hatte "Österreichs Sportler des Jahres 2012" auch im Teambewerb Gold sowie im Riesentorlauf Silber gewonnen.

Perfektion auf zwei "Brettln"

Nach dem im Februar 2011 zugezogenem und ausgeheilten Kahnbeinbruch im linken Fuß, der ihm die WM in Garmisch-Partenkirchen kostete, lieferte Hirscher eine perfekte Saison 2011/12 ab. Krönung war der Triumph im Gesamtweltcup. Das Finale in Schladming war im Gegensatz zum heurigen in Lenzerheide hochklassig, das bis zum Schluss währende Duell mit dem Schweizer Beat Feuz nervenaufreibend.

In Kranjska Gora hat der Absolvent der Hotelfachschule Bad Hofgastein im März 2008 als Slalom-Dritter seinen ersten Stockerlplatz errungen. Großes Risiko hatte er auf die Piste gelegt und erklärt, dass er sich das von Benjamin Raich abgeschaut habe. "Und auch wenn er öfters mal ausgefallen ist, er ist seiner Einstellung treu geblieben", erzählte Hirscher. Der Athlet aus dem Lammertal verfolgt seine Linie nach wie vor konsequent, dem Publikum stockt bei seinen halsbrecherisch wirkenden Husarenritten regelmäßig der Atem.

Seinen ersten Weltcup-Sieg errang Hirscher im Dezember 2009 im Riesentorlauf in Val d'Isere. Er hält nun bei 18 Erfolgen (10 Slalom, 7 Riesentorlauf, 1 Parallel-Event). Bei Großereignissen verpasste der dank seiner Mutter Sylvia "halbe Holländer" und zweisprachig aufgewachsene Athlet vor Schladming Medaillen dreimal nur knapp. Bei der WM 2009 in Val d'Isere kam er im Riesentorlauf auf Platz vier, bei Olympia 2010 in Whistler wurde es im Riesentorlauf ebenfalls der vierte Rang, im Slalom der fünfte.

Österreichs Ausnahmeskifahrer war auch durch dieses anfängliche Pech nicht aus der Spur zu bekommen und hat die Szene mittlerweile längst im Sturm erobert. Auch via Facebook, mittlerweile "gefällt" Hirscher mehr als 205.000 Menschen.