Es ist Weltcup-Finale - und Sie sind der Einzige, der Marcel Hirscher im Gesamtweltcup noch abfangen kann. Realistisch?

AKSEL LUND SVINDAL: Nur schwer. Ich hatte in diesem Jahr ja wirklich eine sehr gute Saison - aber er eine noch bessere. Er hat ein paar Rekorde gebrochen, speziell im Slalom. Ich kenne solche Situationen beim Finale ja schon mit Benni Raich. Aber Marcel ist sogar noch stärker als Benni.

Vor sechs Jahren haben Sie in Lenzerheide das Unmögliche geschafft - mit drei Siegen und Platz 15 im Slalom. Ist das wieder denkbar?

SVINDAL: Alles ist möglich. Ich darf es mir aber nicht erwarten, weil oft kommt es ja wirklich nicht vor, dass jemand drei Rennen an drei Tagen in drei Disziplinen gewinnt. Ich kann es nur versuchen. Wie sagt man: Es ist nicht aus, bevor es vorbei ist. Aber die Wahrheit ist: Wenn ich eine Chance haben will, muss ich es wieder machen. Und das heißt, dass ich die beste Woche meiner Karriere brauche.

Fahren Sie den Slalom auch?

SVINDAL: Wenn es wirklich auf den Slalom ankommt, dann habe ich ein echtes Problem. Slalom ist die letzte Option, darüber denke ich nicht nach. Obwohl: Ich hab' die Schützer und die Slalomschuhe mit, aber sie sind noch im Auto. Im Notfall hole ich sie aufs Zimmer.

Zunächst wartet am Mittwoch aber die Entscheidung im Abfahrts-Weltcup. Fühlen Sie sich da sicher?

SVINDAL: Ich muss ein gutes Rennen fahren, schließlich jagen mich die drei besten Abfahrer der Welt - wie viel bin ich denn vorne?

58 Punkte.

SVINDAL: Ich muss also Vierter werden. Und dafür gibt es bei diesen Gegnern keine Garantie, das ist Aufgabe genug.

Interessant, dass Sie im Gesamtweltcup genau wissen, wie es steht, in der Abfahrt aber nicht.

SVINDAL: Das ist klar - ich werde ja zehn Mal am Tag an den Gesamtweltcup erinnert - und das nach jedem Rennen. Wie viele Punkte bin ich jetzt hinten? 150?

149 Punkte.

SVINDAL: Ach ja, dann eben 149. Machen wir es einfach: Ich wäre lieber 149 Punkte vorne als hinten.

Wie geht man eigentlich an diese Sache heran? Wie immer?

SVINDAL: Genau. Man geht jedes Rennen einzeln an und konzentriert sich darauf. Und ich weiß, dass ist nicht die Antwort, die du hören willst: Standard-Text, wirklich langweilig. Aber Faktum ist: Du fährst gegen die 25 besten Fahrer der Welt. Da gibt es nur eins: Mache es wie immer - und versuche, schnell zu sein. Klar hat man den Weltcup im Hinterkopf. Aber ich war schon in dieser Situation, wie auch Marcel. Also können wir wohl beide ein wenig entspannter an die Sache herangehen, als wenn es das erste Mal wäre.

Und beide zeichnet aus, dass Sie die Leistung auf den Punkt bringen.

SVINDAL: Stimmt. Wir haben beide bewiesen, dass wir unter großem Druck wichtige Wettkämpfe gewinnen können. Wer auch immer gewinnt, ist daher der beste Skifahrer - und nicht der mental stärkste. Mental sind wir wohl beide gleich gut.