Inwieweit bereitete Ihnen als Vermarkter der Hahnenkamm-Rennen die WM in Schladming Kopfzerbrechen?
HARTI WEIRATHER: Gar nicht. Weil wir langfristige Partnerschaften haben. Nur ein Sponsor hat sein Budget hier in Kitz wegen Schladming gekürzt. Kitzbühel ist eine starke Marke.

Viele Athleten jammern, dass man immer schwerer einen Kopfsponsor findet. Ist der Skisport weniger wert als früher?
WEIRATHER: Ich mache diesen Job seit 25 Jahren - und es war damals genauso schwierig, Sponsoren zu finden, wie heute. Die Läufer müssen sich selbst bei der Nase nehmen. Ein Bode Miller muss nicht gewinnen, weil er als Person begeistert. Oder Lindsey Vonn: Hat sie etwas mit Tiger Woods oder nicht? Ein gefundenes Fressen für die Medien. Sport ist auch Show. Wer das begreift, hat es leichter.

Und doch verteilt sich der große Geldkuchen auf wenige...
WEIRATHER: Sport ist das gnadenloseste Auswahlsystem überhaupt. Es ist überall so, dass ein paar wenige richtig Kohle machen. Beispiel Formel 1: Ein Spitzenfahrer verdient 30 Millionen im Jahr, ein Junger muss 30 Millionen bringen. So ist das Geschäft.

Was verdient die Handvoll Sportler, die im Skisport vorne ist?
WEIRATHER: Die ersten fünf haben die Chance, ein paar Millionen zu verdienen, die können sich ein Vermögen aufbauen und ein Leben davon zehren.

Hat der Skisport denn Zukunft?
WEIRATHER: Den Skisport hat man schon so oft totgeredet. Er ist zwar geschrumpft, aber ich sehe jetzt eine Gegenbewegung. Er wird immer eine konstante Größe bleiben, weil es von Ende Dezember bis Ende Februar wenig konkurrierende Sportarten gibt. Aber er wird auch nie zum Megahype werden.

Hat der Skisport ein Altersproblem?
WEIRATHER: Ich glaube, viele sind aufgewacht und steuern dem entgegen, machen es leistbarer. Die Kunst wird sein, die Jungen auf den Berg zu bringen - dann sind sie eh identifiziert. Typen wie Hirscher und Neureuther helfen dabei. Der Hirscher taugt den Kids, weil er sich nicht verbiegen lässt und "geil" sagt.

In Österreich gibt es neue, strengere Anti-Korruptionsgesetze. Spürt man das als Vermarkter?
WEIRATHER: Alles ist schwerer und teilweise megakompliziert geworden. Es gibt ja Firmen, die sich selbst intern Regularien auferlegen, die strenger sind als die gesetzlichen. Man darf bei all dem eines nicht vergessen: Ein Engagement eines Sponsors hat immer geschäftlichen Hintergrund.

Eine gefährliche Frage: Finden Sie diese Regeln übertrieben?
WEIRATHER: Klar ist, dass der Korruption ein Riegel vorgeschoben werden muss. Aber für die Privatwirtschaft muss es möglich sein, Kunden einzuladen, Produkte zu präsentieren und Veranstaltungen wie diese geschäftlich zu nutzen. Darum muss man Politik und Privatwirtschaft sauber trennen.

Was war der letzte große Deal, der in Kitz fixiert wurde?
WEIRATHER: Ich weiß von vielen ganz großen Deals, die beim Hahnenkammrennen angebahnt worden sind, Milliarden-Geschäfte. So etwas hat es und wird es immer geben. Das Rennen hat wirtschaftlich eine große Bedeutung.

Weil?
WEIRATHER: Wo kann man sonst so viele Unternehmer und Manager in so konzentrierter Form treffen? In Monaco sind alle nur auf ihrer Jacht, es gibt keinen Meeting-Point, man trifft sich zufällig. In Kitzbühel ist die Atmosphäre locker, das darf man nicht unterschätzen: Geschäfte machen immer noch Menschen, keine Maschinen. Und die müssen sich treffen dürfen, Gedanken austauschen. Das hat mit Korruption nichts zu tun, das muss man unterscheiden.