Aksel Lund Svindal hat das Gefühl, dass elf Tage vor seinem 30. Geburtstag die Zeit reif ist. Der Norweger greift am Samstag (12.15 Uhr) nach seinem ersten Sieg beim Abfahrts-Klassiker in Gröden. Dasselbe gilt aber auch für den Steirer Klaus Kröll, der es in der Abfahrt auf der Saslong sogar noch nie aufs Podest geschafft hat. Den Kreis der engsten Favoriten für die erste Europa-Abfahrt des WM-Winters komplett machen der Kanadier Erik Guay und der Norweger Kjetil Jansrud.

Sehr gute Trainings-Ergebnisse

"Gröden ist eigentlich ein Rennen für die klassischen Abfahrer", weiß Svindal. "Aber für mich ist es hier von Jahr zu Jahr besser geworden. Und heuer habe ich dass Gefühl, dass ich sehr gute Chancen habe. Ich bin sehr stabil", meinte der Führende im Abfahrts-Weltcup. Diesen Eindruck hat der zweifache Gesamt-Weltcup-Gewinner in den beiden Trainings mit den Plätzen eins und zwei eindrucksvoll unterstrichen.

Das Fluggefühl spielt für Svindal im Grödnertal eine entscheidende Rolle. "Auf keiner anderen Abfahrt ist man derart viel in der Luft wie in Gröden", meinte Svindal angesichts der Mauer, Kamelbuckel, vielen weiteren Sprüngen und unzähligen Wellen in der technisch anspruchsvollen Ciaslat-Wiese, in der das Rennen meist entschieden wird.

Der allerorts als Siegkandidat Nummer eins gehandelte Svindal verwies darauf, dass die Papierform in Gröden sehr oft sehr wenig wert ist. "Gröden kann immer Überraschungen bringen. Bei Abfahrten mit wenigen Kurven und hoher Durchschnittsgeschwindigkeit spielen Licht und Wind immer brutal mit. Und das ist hier ganz extrem", berichtete Svindal.

Österreichs Ass Kröll hatte aufgrund seiner Fußverletzung im Sommer die Ambitionen für den WM-Winter deutlich nach unten geschraubt. Spätestens seit seinem dritten Platz in der Lake-Louise-Abfahrt sieht das wieder ganz anders aus. "Damit sind meine eigenen Erwartungen gleich wieder nach oben geschnellt. Da habe ich gesehen, dass ich meine Stärken behalten habe, mein Instinkt ist noch da." Deshalb gibt sich der amtierende Abfahrts-Weltcup-Sieger in Gröden auch mit nichts anderem als einem Podestergebnis zufrieden.

"Ein paar Hundertstel haben immer gefehlt"

Ein Erfolg, der ihm bisher auf der Saslong noch nicht gegönnt war. "Ich hatte schon oft sehr gute Teilzeiten, aber noch nie einen rundum gelungen Lauf. Ein paar Hundertstel haben immer gefehlt", sagte Kröll, der in der Gröden-Abfahrt schon 4., 6., 7., 8. und 9. war. Vor einem Jahr, als sich Kröll in Topform befand, wurde das Rennen nach 21 Startern wegen starkem Wind abgebrochen.

Wie viele andere Kollegen schwärmt auch der 32-Jährige in allerhöchsten Tönen von der Strecke und vom Panorama. "Das ist eine schöne, klassische Abfahrt. Oben braucht man Gleiterqualitäten. Dann muss man den Schalter blitzschnell umdrehen und richtig g'scheit aktiv fahren", nannte Kröll die ideale Gröden-Taktik. Auf dem Zug Richtung WM-Abfahrt will Florian Scheiber bleiben. "Im Moment würde es ganz gut ausschauen glaube ich. Aber es warten noch einige schwierige Aufgaben", weiß der Beaver-Creek-Vierte, der in Gröden einen Top-Ten-Platz anstrebt.

Bei den schwer kriselnden Schweizern gibt Didier Cuche in Gröden sein Weltcup-Comeback. Der 38-Jährige fungiert als Berater der Jung-Piloten wie Christian Spescha und Nils Mani. Am Samstag hoffen die Eidgenossen auf die alte Gröden-Tradition der Überraschungen. "Gröden - Die Piste der Exoten. Hier haben selbst wir eine Chance!", titelte das Schweizer Boulevard-Blatt "Blick" voller Galgenhumor.

Spannend wird es in Gröden am Samstag schon vor dem Rennen. Denn aufgrund des angesagten Schneefalls in der Nacht vor dem Rennen haben sich die FIS und die Veranstalter ein Notfallprogramm zurecht gelegt. Möglich sind eine Verschiebung der Startzeit von 12.15 Uhr auf maximal 14.45 Uhr, eine Sprint-Abfahrt mit zwei Durchgängen mit Start von der "Mauer" (1900 m Seehöhe) sowie ein Rennen, das von Super-G-Start (2000 m Seehöhe) aus in Angriff genommen wird.