"Eigentlich", sagte Stephan Görgl im "Hotel Wolkenstein" unweit des Zieles der Grödener Saslong-Abfahrt, "geht man am 12.12.2012 Beziehungen ein. Ich habe mich dazu entschlossen, meine bisher längste Beziehung zu beenden: Ich mache Platz für die Jungen, ich beende meine Karriere." Der 34-Jährige sagte all das mit fester Stimme, ohne Pathos, nahezu ohne Wehmut. Und er ergänzte auch: "Ich gehe ohne Groll, ich bleibe auch ein Ski-Fanatiker. Aber auf andere Weise. Ich habe mich ein wenig vom egoistischen Skirennsport entfernt, ich will freudvoll Ski fahren, Touren gehen, Genuss-Ski fahren."

Zukunftsträume

Dementsprechend hat Görgl bereits konkrete Vorstellungen über die Zukunft. "Ein Büro-Job wird es wohl nicht werden. Das bin nicht ich. Ich will dem Skisport verbunden bleiben, derzeit laufen Gespräche mit meinem Ausrüster Fischer, weil ich einige sehr interessante Ideen habe", erklärt Görgl. Fix ist bereits ein Projekt: "Im Frühjahr begebe ich mich auf eine Road-Tour - mit vielen Skiern im Auto durch viele Orte in ganz Europa, auch solche, die man vielleicht nicht so gut kennt. Und die Kamera wird auch da dabei sein."

So wie die Kamera bei seinen Erfolgen dabei war. Dem Sieg im Super-G von Beaver Creek im Dezember 2004. "Der war überraschend, weil ich der Erste war, der in dieser Saison den scheinbar unschlagbaren Bode Miller besiegt hatte", sagt Görgl. Ein Jahr später, im März 2005 gewann er den Riesentorlauf in Lenzerheide mit einer der vielleicht besten Fahrten. "Diese Momente bleiben mir, ich habe sie auch großformatig in meiner Wohnung platziert", sagt der Parschluger mit Wohnort Innsbruck.

Doch zum Seriensieger wurde er nicht. Auch deshalb, weil er 2006 bei einem Sturz in Zauchensee sein Knie komplett zerstörte. "Damals", sagt er, "hat mir keiner gesagt, dass ich weiterfahren kann." Görgl kämpfte, kehrte zurück auf Weltcup-Podeste, verletzte sich wieder und wieder. "Das ist mit ein Grund, warum mir jetzt die hundertprozentige Hingabe zum Rennsport fehlt - weil ich nicht mehr hundertprozentig fit bin." Und so schlich sich der Gedanke ans Karriereende zuletzt immer öfter ein. Am 12. 12. 2012 hat er sich durchgesetzt.