St. Moritz, Sinnbild für Glanz, Glamour und Geld, muss sich neu erfinden. Fragte vor zwei Jahren kein Reicher, was ein Zimmer in einem Luxushotel kostet, wie viel er für eine Rolex hinlegen muss oder was ein Dinner in einem Haubenrestaurant verschlingt, so ist heute alles anders. Die fünf Fünf-Sterne-Tempel - Kempinski, Kulm, Badrutt's Palace, Carlton und Suvretta House - müssen sich "Beigaben" einfallen lassen, damit sie noch ihre Auslastung erreichen.

"Die Krise ist in St. Moritz angekommen", gibt Kempinski-Direktor Rupert Simoner zu, "der Grund dafür ist die Krise in Europa. Vor allem Gäste aus unseren Hauptmärkten Deutschland, Italien und der Schweiz kommen nicht mehr. Dank des starken Frankens fahren die Einheimischen in die EU, weil es für sie da viel billiger ist. Wir werden wohl bis 2014 mit dieser Situation leben müssen." Um aber einen Großteil der Stammklientel bei Laune zu halten, bekommen Kempinski-Gäste jetzt eine Skikarte zur Halbpension dazu. Mit ähnlichen "Geschenken" können die Reichen und Schönen in den anderen Luxushotels rechnen.

Bleiben die für den Normalsterblichen ebenso unerreichbar wie ein Einkauf bei "Gucci", "Prada" oder "Zegna", wo eine Krokodilleder-Handtasche 21.000 Euro kostet, so kann Otto Normalverbraucher sich doch plötzlich ein Essen im Nobelort leisten. Erstmals finden sich auf der Speisekarte der beliebtesten Pizzeria im Ort Pizzen zum Preis von 12 Euro, Nudelgerichte um 10 Euro. Auch die Lebensmittel sind nicht mehr teurer als bei uns.

Der Liter Milch ist für einen Euro zu haben, der Eisbergsalat für 1,30, ein halber Kilo Markenkaffee für knapp fünf Euro. Selbst ein wirklich schöner Adventkranz schlägt sich mit nur 25 Euro zu Buche. Auch in Sachen Christbäume ist St. Moritz kein teures Pflaster. Eine zwei Meter hohe Nordmanntanne ist für 54 Euro zu haben. Was immer noch viel Geld verschlingt, ist das Wohnen. Pro Monat muss ein Mieter für eine 120-Quadratmeter-Bleibe knapp 2100 Euro ablegen.

Eine Eigentumswohnung im Ort bleibt selbst für die gut verdienenden Eidgenossen ein Traum. Mit um die zwei Millionen Euro sind die 120-Quadratmeter-Objekte in guter Lage bei den Immobilienhändlern angeschrieben.