Vor dem Start zur Abfahrt in St. Moritz ging Lindsey Vonn in sich und nahm sich Didier Cuche zum Vorbild: "Er geht in jedes Rennen mit einer bestimmten Taktik. Für mich ist er der klügste Abfahrer." Auch die 27-Jährige legte sich eine Taktik zurecht. Die war nicht auf totalen Angriff ausgelegt, sondern beinhaltete sogar eine "Bremsphase": "Nach der zweiten Zwischenzeit kam die für die Geschwindigkeit entscheidende Querfahrt. In der Kurve davor nahm ich Tempo weg, um die Wellen besser schlucken und vollen Speed aufbauen zu können."

Es gelang ihr so gut, dass sie am Ende 1,42 Sekunden Vorsprung auf Maria Höfl-Riesch und 1,47 auf die sensationell fahrende Tina Weirather hatte. Damit hält Vonn bei 24 Abfahrtssiegen, zog mit Renate Götschl gleich. Mehr, nämlich 36, hat nur Annemarie Moser-Pröll. "Der große Abstand überraschte mich", gab Vonn zu und stand vor einem Luxusproblem. Für den Sieg gab es im Nobelort eine "Neverfull GM"-Handtasche von Louis Vuitton im Wert von 1000 Euro. Es war die zweite. Die erste brachte der Triumph in der Super-Kombi. Im ersten Moment wollte Vonn mit dem Veranstalter reden, ob sie statt den zwei gleichen nicht eine teurere bekommen könnte. Doch den Gedanken verwarf sie gleich wieder: "Jetzt habe ich eine für mich, eine für meine Schwester Laura. Ich muss auch am Sonntag die zweite Superkombination gewinnen, damit auch meine zweite Schwester Karin eine bekommt."

Mit Tomba gleichziehen

Doch nicht nur die dritte Tasche zählt, sondern auch der 50. Weltcupsieg: "Dann hätte ich gleich viel wie Alberto Tomba. Davon wagte ich nie zu träumen." Vonn verriet ihre Renntaktik: "Ich muss im Super-G mindestens 1,5 Sekunden Vorsprung auf Maze und Höfl-Riesch herausfahren."

Nur hinterher gefahren sind in der Abfahrt die ÖSV-Damen. Geschlossen verspielten alle schon auf den ersten 30 Fahrsekunden die Chance auf einen Spitzenplatz. Warum das so war, konnten Lizz Görgl, Anna Fenninger, Andrea Fischbacher & Co. nicht erklären. "Keine Ahnung", lauteten jeweils die Antworten.

Die Einzige unter den Top Ten war Görgl als Achte: "Ich hatte die gleichen Schi wie bei der Kombi-Abfahrt am Vortag. Ich muss mir alles am Video nochmals genau anschauen."