In genau einem Jahr ist es soweit, am 4. Februar 2025 wird das erste Training bei der der alpinen Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm gefahren. 365 Tage also bis zur zweiten WM im Glemmtal. Die erste liegt 33 Jahre zurück und zählte aufgrund vieler Einzelheiten zu den unvergesslichsten, die es gab. Umso passender, dass zum „Jahrestag“ vor der WM die Legenden der damaligen WM wieder zurückkehrten.

Es war wie ein Klassentreffen. Wie auch sonst? „Ich habe ja manche hier wirklich seit 30 Jahren nicht mehr gesehen“, sagte etwa Petra Kronberger, die mit WM-Gold in der Abfahrt eines der unvergesslichen Kapitel bei ihrer Heim-WM schrieb. Und doch: Mitunter blitzt das Erkennen schneller auf, etwa wenn Helmut Höflehner, Peter Wirnsberger oder Erwin Resch oder auch Anita Wachter und eben Kronberger eintreffen. Mitunter dauert das Erkennen länger, aber es kommt. So wie die Erinnerungen an eine spezielle WM.

Am Zwölferkogel weist ein Gedenkstein auf Uli Maier hin. Sie gab der WM-Piste der Damen auch den Namen. Und auch Gernot Reinstadler, der eine Woche vor der WM 1991 verstarb und Weltmeister Rudi Nierlich wurde gedacht.
Am Zwölferkogel weist ein Gedenkstein auf Uli Maier hin. Sie gab der WM-Piste der Damen auch den Namen. Und auch Gernot Reinstadler, der eine Woche vor der WM 1991 verstarb und Weltmeister Rudi Nierlich wurde gedacht. © APA/Expa/Groder

Hans Pum war damals Cheftrainer der Herren – und er kann am besten beschreiben, was damals abging. Eine Woche zuvor hatte er nach dem Sturz von Gernot Reinstadler im Ziel-S von Wengen noch dessen Kopf gehalten, als er erstversorgt worden war. Als einer der letzten in seine Augen gesehen, denn der Pitztaler verstarb an den Folgen einer durchtrennten Arterie. Das Team musste mit der Trauer umgehen, wenige Tage vor dem Höhepunkt. „Das“, sagt etwa Kollege, Höflehner, „ist bis heute für mich ein Rätsel, wie wir das alles geschafft haben, eine Woche später wieder zu liefern.“

Dann die Fahrt nach Saalbach, das Zittern um die WM – durch den damals einsetzenden Golfkrieg stand die vor der Absage, erst eine Garantie der Gendarmerie, die US-Mannschaft speziell zu schützen, ermöglichte den Start, ohne Eröffnungsfeier damals, damals aber mit viel, viel Sonnenschein. Und speziellen Erfolgen: Etwa dem von Stephan Eberharter, der sich als „junger Bua“ zum Doppel-Weltmeister kürte. „Der Steph“, erzählt Pum, „war damals schon ein Fuchs. Wenn alle anderen ruhen wollten, hat er untertags mit der Ziehharmonika geübt.“ Oder dem legendären Rudi Nierlich, der bei einem Rennen wenige Tore vor dem Ziel auf dem Hosenboden saß und dann doch noch Gold holte. Warum es für Pum zudem eine unvergessliche WM bleibt? „Weil ich am Abend vor der Kombinationsabfahrt den Anruf bekam, dass meine Frau unser Kind zur Welt bringt. Ich fuhr heim, war bei der Geburt meines Sohnes dabei – und zu Mittag wieder bei der WM.“

Ausfall nach drei Kurven

Helmut Höflehner muss immer und immer wieder die schmerzvolle Geschichte seines Missgeschicks zum Besten geben: Die, als er nach dem Start als großer Favorit bei den ersten Schlittschuhschritten ins Wanken geriet; und nach drei Kurven ausfiel. „In dem Moment, will man sich vergraben. Bis heute werde ich noch immer sehr oft darauf angesprochen. Obwohl: Ich kann es verstehen, die Leute nehmen sich ja teilweise den Tag frei, um dabei zu sein. Und dann bekommen sie von den Sportlern nicht das, was sie sich erhofft haben.“

Für die WM in Saalbach galt das nicht. Sie erfüllte nicht nur die Erwartungen, sie übertraf alle Hoffnungen. Die Latte hat man sich im Pinzgau also für die zweite WM 2025 selbst hochgelegt. Doch: „Wir sind im Plan, diesem teilweise sogar voraus“, tat Florian Phleps, für den ÖSV für die WM zuständig, kund. Just ein Jahr vor der WM startet der offizielle Ticketverkauf, zunächst nur mit Kombi-Karten für die ganze WM bzw. die Speed- oder Technik-Events (www.saalbach2025.com).

Der Wunsch nach der WM mit den meisten Zuschauern

Die Ziele sind hoch: 15.000 Plätze gibt es rund um den Zielsack bei der WM. „Wir wissen, dass wir nicht die alpine WM mit den meisten Zuschauern der Geschichte werden wollen“, sagt Phleps, „aber wir haben uns zum Ziel gesetzt, die erste WM zu werden, die bei jedem Rennen ausverkauft ist.“

Der Sport ist auf Schiene. Bartl Gensbichler, der Hinterglemmer „Mr. Sport“ dieser WM, erklärt: „Wir könnten auch schon morgen mit der WM beginnen.“ Die beiden Pisten sind bereit.“ Getestet werden sie dann beim Weltcupfinale, dann soll insbesondere die neue „Uli Maier Piste“ für die Damen ihre Feuertaufe erleben. In sechs Wochen soll dieses starten – einziges Fragezeichen: das (Warm-)Wetter. „Derzeit passt alles, wenn wir wieder klare, kalte Nächte bekommen, sollte es kein Problem geben“, sagt Gensbichler.

Das Credo der WM bleibt: Der Sport und die Athleten sollen im Vordergrund stehen; aber auch die Umwelt. Viel wurde getüftelt, um etwa die zu erwartenden Besuchermassen 2025 in die richtige Bahnen zu lenken, jede Eintrittskarte ist zugleich Ticket für die Öffis in Salzburg, an Lösungen mit der ÖBB für den Fernverkehr wird gebastelt. Kein Problem: „Volunteers“ haben sich bei weitem genug angemeldet, schon jetzt hält man bei 1973 Registrierten, rund 1400 würden benötigt.

Und ja, auch in Saalbach-Hinterglemm gibt es Verbesserungen. Einen „Notfallweg“ etwa für Einsatzorganisationen, der nach der WM als Rad- und Fußweg für den Tourismus dienen soll. Und die Hinterglemmer Dorfstraße wird barrierefrei.

Zurück zum Rendezvous zwischen Vergangenheit und Gegenwart: Auf der WM-Piste scheint am Samstag die Sonne, die „Legenden“ paaren sich mit dem Skinachwuchs, um ein Rennen für den guten Zweck zu fahren. Und Doppel-Weltmeister Stephan Eberharter drückte auf die Frage, wie sehr die WM 1991 sein Leben verändert habe, am besten aus: „Die Zeit ist es, die uns verändert. Nicht unbedingt die Ereignisse. Auch wenn Saalbach einen hohen Einfluss auf mein Leben hatte, geformt haben mich die Erfolge ebenso wie die schweren Stunden.“

Stephan Eberharter beim Legendenrennen
Stephan Eberharter beim Legendenrennen © GEPA pictures
Petra Kronberger
Petra Kronberger © APA / Expa/johann Groder