Im ersten Moment wirkt es paradox: Die Region, in der am Freitag die Olympischen Winterspiele eröffnet werden, gilt als eine der trockensten der Erde. Gerade in den Wintermonaten ist unweit der Wüste Gobi Niederschlag rar. Dennoch sind die Bedingungen nahezu perfekt, um Schnee zu produzieren.

Das weiß Michael Mayr von Technoalpin zu berichten. Das Unternehmen mit Sitz in Bozen ist das erste der Geschichte, das alleine für die gesamte Beschneiung verantwortlich ist. "Ab Mitte November hat es etwa in Zhangjiakou, wo die nordischen und Freestyle-Bewerbe stattfinden, in der Nacht bis zu -30 Grad. Für das Beschneien sind die Bedingungen hier perfekt", sagt der Asien-Manager des Weltmarktführers bei Schneekanonen.

Neu ist auch, dass die Spiele zu 100 Prozent auf künstlich erzeugtem Schnee stattfinden. In Pyeongchang (KOR), wo 2018 die letzten Winterspiele stattgefunden haben, gab es eine dünne Schneedecke, auf der aufgebaut werden konnte, de facto macht das für die Arbeit der Schneekanonen laut Mayr aber keinen Unterschied.

Rund 400 solcher Geräte stehen in China verteilt an den Wettkampfstätten und Pisten. "In Sotschi war die Anzahl an Kanonen höher, weil das Gebiet am Meer liegt. In Pyeongchang war der starke Wind die große Herausforderung. So gesehen ist Peking eines der besten Gebiete, um Schnee zu machen. Der Energieaufwand ist bei der geringen Luftfeuchtigkeit viel niedriger", sagt Mayr. In anderen Worten: "So ruhig wie in Peking war es für uns bei Olympischen Spielen noch nie."

Hoher Ressourcenverbrauch sorgt für Kritik

Von Ruhe kann dennoch keine Rede sein, denn Kritiker gibt es wie Schnee auf den Pisten. Carmen de Jong von der Universität Straßburg errechnete den Wasserbedarf und kam auf eine (schier unglaubliche) Menge von 2,5 Milliarden Liter. Laut Mayr von Technoalpin gehe man aber von 1,5 Milliarden Liter aus. Laut dem Organisationskomittee werde jedenfalls nur ein kleiner Prozentsatz des lokalen Wasserkonsums benötigt, der Strom komme aus erneuerbaren Energiequellen - doch das zweifeln Experten stark an.

Winterspiele unter dem Deckmantel der Nachhaltigkeit sind aber ohnedies reine Utopie. "Im Winter ist es natürlich noch schwieriger, nachhaltig zu sein, wegen der Energie für Beschneiung, dem Umbau von Landschaften, Entwaldung, Pistenbau. Das ist ein ganz anderer Eingriff in die Natur", sagte De Jong gegenüber der APA.