Am Mittwoch startet die neue Biathlon-Saison in Östersund, die Herren beginnen am Donnerstag. Nach dem grandiosen letzten Jahr - dürfen wir uns wieder auf Siege freuen?
CHRISTOPH SUMANN: Vorige Saison haben wir die Strukturen geändert, wir wussten nicht, ob es was bringt. Und dann war das Jahr fast nicht zu toppen. Heuer sind wir schon auf einem ganz anderen Niveau im Mai ins Training eingestiegen. Und ich denke, wir haben uns im Schießen noch einmal gesteigert und sind auch läuferisch gut drauf. Die Testswerte im Herbst sind auf jeden Fall noch besser als im Vorjahr.

Das heißt, wir sehen auch den stärksten Christoph Sumann aller Zeiten?
SUMANN: Ja, ich denke schon. Ich habe seit Mai vielleicht zwei Tage nicht zu hundert Prozent das trainieren können, was ich wollte, ich bin frisch im Kopf, ich freue mich auf die Saison.

Ihre Gesundheit hängt auch mit der Umstellung Ihrer Ernährung zusammen?
SUMANN: Seit zwei Jahren verzichte ich auf Milchprodukte. Ich habe halt adäquaten Ersatz, etwa Sojamilch. Aber es scheint meinem Magen gut zu tun. Davor war ich in sieben Monaten acht Mal krank, heuer hatte ich bisher nicht einmal einen Schnupfen. Weil es dem Magen gut geht, scheint es zudem auch meinen Atemwegen gut zu gehen. Im Vorjahr hatte ich ja noch drei Wochen vor Beginn eine Lungenentzündung.

Ist auch bei ihren Teamkollegen alles so glatt gelaufen?
SUMANN: Fritz Pinter hatte einige Probleme mit der Hüfte und auch Dominik Landertinger ist noch ein bisschen anfällig. Aber ich denke, dass die Mannschaft heuer sehr gut ist. Es wird schwer sein, in der Staffel zu laufen. Früher haben wir oft den vierten Mann gesucht, eheuer werden zwei, drei zuschauen müssen, die auch das Potenzial hätten, mitzulaufen.

Heuer wartet zudem noch die Faszination Olympia.
SUMANN: Faszination habe ich bisher noch keine gesehen. Ich war zweimal dabei. In Turin haben wir am A... der Welt gewohnt. Im Außenquartier. Nebenbei: 100 Meter weiter waren die Franzosen, dann die Deutschen, die Russen und die Norweger. Und dann sind wir kritisiert worden. Die Rennen? Von der Organisation und Stimmung her ein besserer Bezirkscup. Und in Salt Lake City haben wir noch mehr am A... der Welt gewohnt, nie Kontakt zu anderen Sportlern. In Whistler wird es besser, hoffe ich.

Warum ist es dort besser?
SUMANN: Weil dort Natur pur ist, weil wir im Olympischen Dorf wohnen, weil wir Kontakt zu anderen Sportlern haben. Und weil ich mich so hoffentlich auch mit Olympia versöhne (lacht).

Olympia 2006 hieß aber auch Doping-Razzia bei den Biathleten.
SUMANN: Auch das, ja. Aber deswegen habe ich kein Problem mit Olympia. Wir sind immer unter Verdacht, vielleicht ist es der Neid, dass wir gut sind. Ich bin für noch mehr Kontrollen, gerade im Training. Und ehrlich: Ich denke, im Vorjahr war es eine der saubersten Saisonen überhaupt.

Warum?
SUMANN: Weil vor Saisonbeginn drei Russen erwischt wurden. Das Niveau war daraufhin extrem ähnlich. Die schnellen Läufer waren immer noch schnell, aber es gab keine Ausreißer mehr. Bei plötzlichen, extremen Leistungssprüngen denke ich ja auch nach.

Sie zählen zu den Sportlern, die im Ausland bekannter sind, als in Österreich.
SUMANN: Mit Sicherheit. In Russland und Deutschland erkennt man mich, in Norwegen auch. In Österreich bin ich anonym. Das hat aber auch gute Seiten, weil ich würde nicht wollen, dass ich so verfolgt werde wie etwa Hermann Maier oder Markus Rogan.

Was ist das Saisonziel?
SUMANN: Konstant gut zu schießen und zu laufen. Dann sollte ich dabei sein. Und natürlich hoffe ich bei Olympia trotz der Vergangenheit auf eine Medaille.