Es war die insgesamt dritte Olympia-Medaille im Biathlon nach Bronze 2002 durch Wolfgang Perner (Sprint) und zehn Tage nach Silber durch Sumann (Verfolgung). Nach Weltmeistertiteln durch Wolfgang Rottmann 2000 (20 km Einzel) und Dominik Landertinger 2009 (Massenstart) hat Österreich in der Königsdisziplin Olympia-Silber erobert. In jener Besetzung, die schon im Vorjahr in Südkorea WM-Silber geholt hat. Einer, den dies ganz besonders freut, ist Alfred Eder. Er ist im buchstäblichen Sinn gleich mehrfacher Vater dieses Erfolgs. Einerseits, weil er der Vater von Simon Eder ist, andererseits weil der nunmehrige Trainer und sechsfache aktive Olympiateilnehmer seit Jahrzehnten dem österreichischen Biathlonsport mit Herz und Seele verbunden ist. Und ihn teilweise in Österreich selbst am Leben erhalten hat. Doch seit einigen Jahren lebt Österreichs Biathlonsport wie nie zuvor, die Hausse wurde bei den Olympischen Spielen in Vancouver fortgesetzt.

"Unbekümmerter Typ"

In der Kurzanalyse beschreibt Eder senior das "silberne" Quartett: Seinen Sohn Simon sieht er als "den großen Denker, der auch hier schwer zu 'kiefeln' gehabt hat, an seinen unter Anführungszeichen Misserfolgen. Er hat eine große mentale Stärke. Er fokussiert sich darauf, was er tut und das kommt ihm beim Stehend-Schießen auch zugute." Landertinger ist für Eder der "unbekümmerte Typ in der Gruppe. Läuferisch einer der Besten schon mit so jungen Jahren. Das macht ihn auch selbstsicher. Er kann mit einer Niederlage locker umgehen, weil er sagt: 'Dann mach ich es im nächsten Rennen.'" Der Kärntner in der Staffel, Mesotisch, "kann mit großem Druck umgehen. Das zeichnet ihn aus, auch wenn ihm das Wasser bis zum Hals steht." Die Konsequenz im Training zeichne Sumann aus und "zum Teil die Unbekümmertheit. Er kann auch gleich wieder umkippen ins andere Extrem, verpatzt dann wieder einmal ein Rennen", so Eder.

Trotz seiner Jahrzehnte im Sport war der mittlerweile 56-jährige Salzburger hier in Kanada noch nervöser. "Ich lebe das jetzt witzigerweise viel intensiver. Ich habe mir nie gedacht, dass ich wieder zurückkomme", berichtete Eder im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur. Er war nach seiner aktiven Karriere eigentlich als Schüler- und Jugendtrainer tätig, dann entschied er sich aber, mit jener Gruppe, in der auch sein Sohn Simon war, mitzugehen. "Mittlerweile sind schon fünf davon im Weltcup im Einsatz gewesen, was mich schon ein bisserl stolz gemacht." Einige dieser Leute stehen auf dem Sprung in die Nationalmannschaft, neben Eder stand auch Tobias Eberhard schon im Team. "Der dritte und vierte sind am Sprung. Das ist der Motor, der mich nach wie vor da unterwegs sein und mit den Burschen trainieren lässt." Wenn er (wegen Bandscheibenproblemen) am Schießstand auf seinem Hocker sitzt, dann ist er aufgeregter als die Sportler. Eder senior bestritt seine ersten Olympischen Spiele 1976 in Innsbruck als noch mit Großkaliber auf 150 m Entfernung geschossen wurde. "Das war auch ein einmaliges Erlebnis, weil ich ja nicht als Profisportler dort war", erinnert sich der Salzburger, der eine Lehre in einer Druckerei gemacht hat. Damals wurde Eder 21. im 20-km-Lauf, 1988 lieferte er in Calgary sein bestes Olympia-Ergebnis - ausgerechnet in Kanada der undankbare Rang vier in der Staffel. "Die Italiener waren damals auf Sichtweite vor uns." Und hoffte, dass Ähnliches sich nicht für seinen Sohn wiederholte. Eine Befürchtung, die sich am 26. Februar 2010 in eine glänzende Medaille verwandelte.

Seit Eder seniors Anfängen hat der Biathlonsport eine rasante Entwicklung gemacht. "Wir waren eher Kellerkinder. Es hat kein Fernsehen übertragen. Durch die Erfolge, vor allem in Deutschland, ist das Fernsehen richtig eingestiegen", betonte Eder, "und man hört von vielen Seiten, es ist die interessanteste oder spannendste Sportart im Winter. Da bin ich auch ein bisserl stolz, dass ich über gewisse Jahre den Biathlonsport in Österreich am Leben erhalten habe." Die Umstellung 1978 auf Kleinkaliber ermöglichte den Durchbruch. "Ohne diese wäre nie diese Popularität zustande gekommen. Es war viel zu laut, zu intensiv", erinnerte sich der Ex-Sportler. Und danach wurde der Sport auch nicht mehr so martialisch gesehen, wie früher. Stolz ist Eder nicht nur auf seinen Sohn, auch auf seine Tochter und seine zwei Enkerl. "Ich freu mich, wenn ich im Sport dabei bin, das ist mein Job. Irgendwie ist es doch ein erfülltes Leben, glaube ich."