Die vier bisherigen Biathlon-Entscheidungen bei diesen Olympischen Spielen waren nichts für schwache Nerven, waren an Spannung kaum zu überbieten. Den Unterschied zwischen Sieg & Niederlage machten ein ums andere Mal wenige Millimeter aus. Erstens, weil ein Schuss ins Schwarze oder eben knapp daneben ging. Zweitens, weil die Laufleistung in der Loipe sensationell sein musste, um im Kampf um die heißbegehrten Medaillen dabei zu sein.

Gefordert

Bereits einmal standen die Österreicher bei diesen Spielen im Whistler Nordic Park mit Christoph Sumann auf dem Siegerpodest. Der 34-jährige Steirer gewann Silber im Verfolgungsrennen. Doch nicht nur das Herz vieler österreichischen Fans schlägt für diese Sportart. Auch das Herz der Biathleten selbst ist bei jedem Wettkampf besonders intensiv gefordert: So werden die rot-weiß-roten Hoffnungsträger Simon Eder, Dominik Landertinger, Daniel Mesotitsch und eben Sumann im Teambewerb nach einer extremen Anstrengung in der Loipe mit etwa einem Pulsschlag von 170 zum Schießstand kommen - und dann hoffentlich das Kunststück zusammenbringen und ins 50 Meter entfernte Ziel treffen.

Die Athleten halten dabei beim Anvisieren auf die Scheiben nicht nur ihren Atem an, sie müssen vor allem ihre eigenen Körper ganz genau kennen. Entscheidend ist der Puls. "Ist die Herzfrequenz hoch genug, hat der Sportler die richtige Mischung erreicht. Der Körper bleibt ruhig. Kommt er aber in einen unteren Frequenzbereich, schlägt das Herz weniger oft und wird der Puls hart. Die Halsschlagader, an der das Gewehr anliegt, pulsiert. Sogar der Finger, mit dem der Schütze abdrückt, kann zu zucken beginnen", erklärt der Cheftrainer der ÖSV-Biathleten, Reinhold Gösweiner. Ab diesem Moment wird es schwer, serienweise Treffer zu landen.

Druck

Doch Sumann, Eder, Landertinger und Mesotitsch haben in den vergangenen Jahren genug und intensiv trainiert, um an der Weltspitze mitmischen zu können. Ihr Ruhepuls liegt bei etwa 40, bei einem normalen Menschen schlägt das Herz zumindest 20 Mal öfter in der Minute.

Ruhe bewahren, heißt daher das oberste Gebot des ÖSV-Quartetts. Wobei alle vier wissen: "Schispringer, Kombinierer und Rodler haben jeweils Mannschaftsgold geholt. Der Druck auf unser Team ist dadurch nicht kleiner geworden."

Trotzdem: "Ein jeder von uns will diese Medaille. Aber sechs andere Nationen sind genauso stark wie wir. Es wird ein beinharter Kampf", sagt Sumann. Eine weitere Medaillen-Feier, wie er sie nach seiner Silbernen erlebt hat, hat er trotzdem ganz fest im Visier: "Das ist unser ganz großes Ziel." Wie hoch der Puls dann beim rot-weiß-roten Biathlon-Quartett schlagen wird, das ist im Fall des Falles eigentlich egal.