Mit einer Nacht Abstand: Nochmals Gratulation zu WM-Bronze. Gab es Zeit zum Feiern?

CHRISTOPH SUMANN: Nicht viel. Wir haben ganz kurz angestoßen - Trainer, Serviceleute, Team - das war's. Der Fokus liegt noch auf den kommenden Bewerben. Und dann hab' ich genau so gut geschlafen wie jede Nacht hier. Viel kann man ja auch nicht machen. Es ist zwar sportlich alles toll hier, aber halt Russland. Sightseeing-Touren zahlen sich nicht aus.

Nach der durchwachsenen Saison - haben Sie noch mit einem Erfolg gerechnet?

SUMANN: Sagen wir so: Ich wusste, dass die läuferische Substanz trotz Erkrankungen und Problemen nicht weg sein kann. Und ich habe mich gezielt auf die WM vorbereitet. Du musst hier zwar nicht der Schnellste in der Loipe sein, aber konstant unter den ersten 15. Nur gut schießen ist für die Katz'. Das läuferische Niveau muss stimmen, sonst kannst du keinen Blumentopf gewinnen.

Und jetzt, ganz ehrlich: Sie ärgern sich nicht über den vergebenen letzten Schuss?

SUMANN: Der ominöse letzte Schuss, den es gar nicht geben sollte... Ja, klar denkt man nach. Aber ich habe das schnell abgehakt, sonst werde ich ja verrückt. Es war so knapp, dass es auch ohne Medaille ausgehen hätte können. Und: Die WM ist ja noch nicht aus, aber der Druck ist weg!

Macht Ihnen die sibirische Kälte nichts aus?

SUMANN: Körperlich nicht, nein. Ich hab' da ein anderes Problem: Ich kriege steife Finger, das behindert mich beim Schießen. Was nicht heißen soll, dass ich deswegen in den ersten Bewerben nicht so gut getroffen habe. Aber ich habe Abhilfe gefunden.

Nämlich?

SUMANN: Ich hab' von meinem Zimmerkollegen Daniel Mesotitsch Überhandschuhe bekommen und die im Einzel über 20 km erstmals angehabt. So waren die Finger warm, ich habe getroffen. Bis auf den letzten Schuss...

Was soll jetzt noch folgen?

SUMANN: Wir nehmen mit, was geht. Was mich positiv stimmt: Die anderen sind so spät in der Saison schon müde, unsere Mannschaft zeigt geschlossen eine steigende Tendenz.