Ihr Saisonstart letzte Woche in Östersund (zwei Mal Zweiter, ein Sieg, Anm.) war ja nicht so übel, oder?

OLE EINAR BJÖRNDALEN (lacht): Ja, ich war selbst überrascht.

Wie generell die Norweger auf und davon laufen.

BJÖRNDALEN: Ich habe wohl immer gewusst, dass wir gute Nationaltrainer haben. Ich habe lange mit privaten Trainern gearbeitet. Aber jetzt musste ich etwas Neues machen. So habe ich wieder mehr mit der Mannschaft gearbeitet. Das war eine richtige Wahl.

Konkreter, was sind die Stärken und Schwächen der norwegischen Mannschaft?

BJÖRNDALEN: Gut gefragt! Aber das bleibt unser Geheimnis.

Was ist ihre Stärke?

BJÖRNDALEN (lacht): Ich bin ein ganz guter Biathlet.

Sie hatten in Östersund einen Ihrer ganz seltenen Stürzen, haben dadurch den Sieg hergeschenkt und war im Ziel richtig sauer. So sieht man Sie selten?

BJÖRNDALEN: Ich weiß auch nicht, was da los war. Ich bin zwar schon ziemlich alt geworden. Ich war da aber sauer, wie ein junger Spund. Am liebsten wollte ich beide Stöcke abbrechen. Dann habe ich aber überlegt, dass ich nur zwei, drei Paare davon habe. Zum Glück habe sich sie doch nicht zerbrochen. Da bin ich lieber in den Wald gegangen zum Auslaufen, damit ich mich wieder beruhige.

Sie haben sich nun endgültig entschlossen, auch bei den nächsten Olympischen Spielen 2014 dabei sein zu wollen. Noch einmal vier Jahre, in Sotschi sind sie dann 40 Jahre alt. Keine Angst vor den jungen Stürmern?

BJÖRNDALEN: Da rücken mir ein paar junge Leute, auch in der eigenen norwegischen Mannschaft, ganz schön nahe. Aber ich war mit den Spielen in Vancouver nicht zufrieden. Ich habe zwar mit der Staffel eine Goldmedaille gewonnen, aber die Einzelbewerbe (Silber über 20 km, Anm.) waren nicht nach meinem Geschmack. Mit solchen Spielen kann ich nicht aufhören.

Und wie soll die Motivation vier Jahre lang anhalten? Zumal Sie ja wirklich schon alles gewonnen haben, mehrfach sogar.

BJÖRNDALEN: Es ist schwer, keine Frage. Aber wir haben jetzt so ein feines norwegischen Team, mit jungen Talenten, wie Tarije Boe, der noch mehr Talent hat als ich. So macht es Spaß. Mich hält das alles sehr, sehr jung. Und dann auch die permanente Entwicklung im Biathlon, beim Laufen, beim Schießen. Unser Sport ist immer jung.

Mit Ihrer endlos langen Erfolgsliste, was setzt man sich da in den nächsten vier Jahre zum Ziel?

BJÖRNDALEN: Für mich war und ist das Wichtigste, dass ich mich immer verbessere. Wenn ich auf meinem Niveau einmal stehen bleibe, dann habe ich keine Chance. Um vorne zu bleiben, musst du dich selbst weiter entwickeln. Das ist für mich der beste Antrieb. So ist dieses Jahr der Weltcup-Gesamtsieg mein größtes Ziel, dazu natürlich die Weltmeisterschaft in Russland.

. . . und Sie überlegen sogar, nicht nur bei der Biathlon-WM zu starten, sondern auch bei der nordischen WM in Oslo im Speziallanglauf? Stimmt das?

BJÖRNDALEN: Die nordische Weltmeisterschaft in Oslo ist schon etwas sehr Besonderes. Die Biathlon-WM in Sibieren hat für mich selbstverständlich Vorrang. Es wird zudem auch nicht einfach sein, sich für das norwegische Langlauf-Team zu qualifizieren. Aber es stimmt schon, wenn es geht, möchte ich es gerne machen. Eine Entscheidung fällt da jedoch vor Weihnachten nicht mehr.

Noch ein Wort zu Hochfilzen, dem österreichischen Weltcuport. Sie haben hier schon über ein Dutzend Mal gewonnen. Jetzt mag das für Sie nichts Außergewöhnliches sein. Aber was ist an Hochfilzen so anders, dass sie hier immer zuschlagen?

BJÖRNDALEN: Es ist schon komisch, aber ich bin immer gut, wenn die Verhältnisse so richtig sch . . . . sind. Gut, wir hatten hier auch manchmal Sonne. Aber bei schwierigen Verhältnissen fühle ich mich richtig gut.