Vor vier Jahren gewannen Sie mit Österreich Staffel-Silber. Hat die Medaille einen Ehrenplatz?

Simon Eder: Nein, die hängt bei meinem Dad (Anm.: Vater Alfred war damals neben dem Windischgarstener Reinhard Gösweiner Cheftrainer). Ich mag das nicht so, wenn daheim solche Sachen herumliegen. Die lenken dich nur ab. Zu Hause in der Wohnung will ich abschalten. Das taugt mir mehr. Medaillen schaue ich mir später vielleicht einmal an. Ich finde, man sollte in der Gegenwart bleiben.

Die Gegenwart heißt Staffel. Die Norweger sind Favorit, die Österreicher ein Medaillenkandidat.

Eder: Wenn man die Rennen in dieser Saison beobachtet, ja. In Ruhpolding haben wir gewonnen, aber in Antholz haben wir uns auch einen Platz ganz vorne erwartet. Dann sind wir Fünfter geworden. Aber wir kommen mit den Verhältnissen gut zurecht. Meiner Meinung haben wir mit Dominik Landertinger auch den schnellsten Mann auf der Schlussrunde. Also ganz klar: Das Ziel ist eine Medaille.

Was fällt Ihnen eigentlich noch zu Ole Einar Björndalen ein, der sich als 40-Jähriger in Sotschi zum erfolgreichsten Wintersportler aller Zeiten gekrönt hat?

Eder: Eigentlich nichts mehr. Er hat hier Björn Dählie übertrumpft. Dass er das schafft, hat vor vier Jahren in Vancouver keiner mehr geglaubt. Ich glaube, er könnte noch acht Jahre weitermachen und würde immer noch eine Medaille gewinnen. Aber zum Glück hört er auf. Dann rutsche ich vielleicht einen Platz nach vorne.

Sind die Kombinierer ein Vorbild, die in der Staffel Bronze gewonnen haben?

Eder: Das ist eine absolut klasse Truppe. Das ist bei uns aber nicht anders. Wir sitzen nach drei Wochen noch immer an einem Tisch und haben gemeinsam eine ziemliche Gaudi, obwohl wir schon so lange auf engem Raum zusammenleben.

Ihr Teamkollege Dominik Landertinger hat sich als Russland-Fan geoutet. Was sind Ihre Eindrücke von diesen Winterspielen?

Eder: Auf die Ahtleten wird hier sehr geschaut. Wir fühlen uns sehr sicher und haben ein sehr gutes Essen. Und die Volunteers erfüllen dir jeden Wunsch. Ich finde es besser als in Vancouver vor vier Jahren. Wobei ein richtiges Russland-Feeling nicht aufkommt. Das hast du beim Weltcup in Chanty-Mansijsk. Aber hier im Athletendorf ist man zu sehr abgeschottet.

Haben Sie bei Olympia eigentlich auch noch Zeit gehabt, andere Sportarten live zu verfolgen?

Eder: Daniel Mesotitsch war einmal bei einem Eishockeyspiel. Ich selber bin da eher vorsichtig, weil während der Rennen ist es einfach sehr gefährlich, sich eine Krankheit einzufangen. Und es wäre eine Katastrophe, deswegen nicht starten zu können.

Die Norweger sind in diesem Zusammenhang immer übervorsichtig, wie man hört.

Eder: Die haben bei der Weltmeisterschaft im Vorjahr in Val di Fiemme wegen möglicher Keime im Hotel sogar die Teppiche herausgerissen. Aber wenn man sich oft die Hände wäscht, ist man schon einmal auf der sicheren Seite.