Die spannendste Kombination seit langem hat am Freitag in Val d'Isere Ilka Stuhec für sich entschieden, überhaupt sparte das Podest nicht an Überraschungen. Die Slowenin holte sich nach Rang drei in der Abfahrt mit starker Slalomleistung den Sieg vor Michelle Gisin (SUI/0,12) und der auftrumpfenden Sofia Goggia (ITA/0,16). Michaela Kirchgasser wurde Fünfte, das Stockerlplatz-Warten geht weiter.

Da die Schweizerin Lara Gut keine optimale Abfahrt erwischt hatte (7.), waren die Karten nach dem Speed-Teilbewerb neu gemischt. Mit Stuhec, die ihre ersten beiden Weltcupsiege der Karriere kürzlich mir dem Abfahrt-Double in Lake Louise geholt hatte, rechneten aber wohl die wenigsten. Das früh formierte Stockerl mit Gisin, deren Landsfrau Wendy Holdener und Kirchgasser wurde dann im Finale des Bewerbes noch gesprengt.

Gut schied im Slalom aus

Da Gut im Slalom ausschied, hat sie im Gesamtweltcup weiterhin 105 Punkte Rückstand auf die pausierende US-Amerikanerin Mikaela Shiffrin. Neue Zweite ist allerdings Goggia, der 91 auf Shiffrin fehlen. Die 24-Jährige trat zu sieben Saisonrennen an und stand fünf Mal in vier verschiedenen Disziplinen auf dem Podest.

"Es ist unglaublich, dass ich heute auch in der Kombi das Podium gemacht habe. Ich bin superglücklich und zufrieden", sagte Goggia, die nur "zwei, drei Slalom-Trainingstage" hatte. Nach einer Verletzung zurückgeworfen, arbeite sie "zwei Jahre dafür, auf das Level zu kommen, auf dem ich schon war".

Stuhec auf den Spuren von Tina Maze?

Auf den Gesamtweltcup schielt sie dennoch nicht, wie sie im ORF-Interview erklärte. "Überhaupt nicht. Ich schaue von Rennen zu Rennen. Vielleicht kann ich in der Abfahrt wieder etwas Großartiges machen."

Das hat auch Stuhec vor, die sich selbst mit ihrer Leistung nicht überraschte, wie sie erläuterte. "Es ist zuletzt ist Slalom ganz gut gegangen. Ich wusste, ich muss nur relaxed sein und Spaß haben." Es sei schwierig, alle Disziplinen zu trainieren, aber sie versuche es. "Ich probiere, nicht nur Spezialistin zu sein", wandelt sie möglicherweise bald auf den Spuren ihrer großen Landsfrau Tina Maze.

Michelle Gisin feiert ersten Podestplatz

Die 23-jährige Schwester von Abfahrts-Olympiasiegerin Dominique Gisin (ex aequo mit Maze 2014 in Sotschi) schaffte es erstmals in ihrer Karriere auf das Podest, bestes Ergebnis bisher war eine sechster Rang zuletzt im Sestriere-Slalom. "Ich habe versucht, taktisch clever zu fahren und im untersten Teil noch einmal alles zu geben. Es war schwierig zu fahren, deswegen ein riesengroßes Bravo an Ilka und Sofi. Bei Sofi weiß man nie, sie ist so eine Wundertüte. Bei Ilka weiß man, dass sie sehr gut fahren kann", sagte Michelle Gisin, die sich über die Anwesenheit von Dominique und ihren Eltern freute.

Zehntes Rennen ohne ÖSV-Podestplatz

Die Negativserie der ÖSV-Damen verlängerte sich, es war das zehnte Saisonrennen ohne Podestplatz, so einen schlechten Saisonstart gab es seit 36 Jahren nicht mehr. Allerdings lassen die guten Kombi-Abfahrtleistungen für die Spezialabfahrt am Samstag hoffen.

Für Cornelia Hütter - von Rang 2 hinter Laurenne Ross (USA) auf 18, Christine Scheyer - von 5 auf 11 - Ramona Siebenhofer - von 7 auf 13 - Stephanie Venier von 10 auf 27 - und Mirjam Puchner - von 13 auf 22 - ging es nach dem Torlauf durchwegs ein paar oder viele Ränge zurück. Rosina Schneeberger verbessert sich von 30 auf 9 sowie Sabrina Maier von 23 auf 19. Christina Ager (31.) und Nina Ortlieb (36.) blieben ohne Punkte.

Kirchgasser, die im vergangenen Winter in der Kombination einmal Dritte und einmal Zweite war, lag zur Halbzeit auf Rang 22, mit der drittbesten Slalomleistung hinter Holdener und Gisin verbesserte sie sich noch ordentlich. Das Podest verpasste sie letztlich auch wegen eines Schnitzers im Slalom um fast eine halbe Sekunde, im Gesamtweltcup ist sie als 13. beste ÖSV-Läuferin.

Die ersten Schritte von Eva-Maria Brem

"Der Slalom war nicht so schlecht, der Fehler tut natürlich weh. Ich habe ein Mittel gefunden, mit dem ich im Flachen auch schneller sein kann, das versuche ich umzusetzen", lässt die Technikerin auch für die kommenden Spezialslaloms hoffen. Mit Carmen Thalmann fehlt ja die ÖSV-Stärkste in dieser Disziplin verletzungsbedingt.

Gute Nachrichten gab es am Freitag von Eva-Maria Brem, die regierende Riesentorlauf-Weltcupsiegerin postete in sozialen Netzwerken ihre ersten Schritte ohne Krücken. Die Tirolerin hatte sich am 4. November bei einem Trainingssturz Wadenbein und Schienbein gebrochen.

Weiter geht es in Val d'Isere am Samstag mit der Abfahrt (10.30 Uhr/live ORF eins), Hütter ist nach der starken Kombiabfahrt bereit. "Ich bin schon wieder annähernd da, wo ich hin will. Ein bisserl geht noch ab. Ich glaube aber, das war ganz gut. Nach Lake Louise war wichtig, den Anschluss daran zu finden, wo ich schon war", meinte die Steirerin.